Carson Ellis: "Wazn Teez?"

Supa Bildabuxi!

Cover des Buches Wazn Teez? von Carson Ellis
Cover des Buches Wazn Teez? von Carson Ellis © dpa / picture alliance / Federico Gambarini/ Nord-Süd-Verlag/ Montage: DKultur
Von Sylvia Schwab · 02.02.2017
Je weniger Worte ein Bilderbuch macht, desto sprechender müssen die Bilder sein. Die amerikanische Künstlerin und Illustratorin Carson Ellis erzählt in ihrem neuen Bilderbuch "Wazn Teez" eine pfiffige Geschichte - in einer Fantasiesprache.
"Wazn Teez?", fragen in diesem Bilderbuch eine zarte Insektendame, ein Libellenmann und ein bunter Käfer, als sie sich über eine kleine grüne Pflanzensprosse beugen. "Mi nanüt" erhalten sie zur Antwort. Und so geht es mit den kreativ-charmanten Wortkonstruktionen weiter in dieser pfiffigen Geschichte, in der es um einen winzigen Pflanzensprössling geht, der sich im Laufe von 40 wunderbar witzig gemalten Bilderbuchseiten zu einer riesigen Blume entwickelt. Einer Blume, in deren urwalddichten Blättergewirr sich ganze Insektenscharen ein Baumhaus bauen. Bis die Blume ("An Freuenschuh!), nachdem sie immer größer und kräftiger geworden ist, im Herbst in sich zusammenfällt, vom Wind zerrissen wird, ihre Samen in die Erde fallen lässt und unter einer winterlichen Schneedecke verschwindet. Damit im Frühling dann wieder viele frische kleine Sprösslinge aus dem Bodensprießen.
Die Bilderbuchidee von der Blume, die über das Jahr vielen Tieren Nahrung und Schutz bietet, am Ende vergeht und im nächsten Jahr wiederkommt, ist nicht neu. Neu an dem Bilderbuch von Carson Ellis aber ist die spielerische Kunstsprache, in der "Wazn teez" geschrieben ist. Das amerikanische Original heißt "Du iz tak", was ebenfalls ein lautmalerischer Titel ohne konkreten Sinn ist. Der Kabarettist Jess Jochimsen und die Theaterregisseurin Anja Schöne haben das Original-Sprachgewirr genial-witzig übersetzt – wenn das überhaupt die richtige Formulierung ist. Und schon kleine Kinder verstehen, dass mit "Wazn teez?" "Was ist das denn?" gemeint ist. Und "Mi nanüt" frei übersetzt "Weiß ich nicht" bedeutet.

Kräftige Farben und kreative Ideen

Wie die phantastischen kleinen Kerlchen rumrätseln, um was es sich bei der immer größer werdenden Blume handelt, wie sie die sich verzweigende Pflanze staunend bewundern, wie sie Izzi um Rat fragen, den kleinen glatzköpfigen Bewohner eines hohlen Baumstumpfes. Wie sie ihr Baumhaus bauen mit Säge und Leiter und Flagge oben drauf, wie Spinne und Schnecke und Greifvogel ihr neues Zuhause bedrohen und Glück und Begeisterung sich immer wieder Luft machen in Ausrufen wie "An mirobelli Freuenschuh!", das ist einfach zu komisch! Und dass am Schluss das ganze bunte Chaos zusammenstürzt ist zunächst traurig, wird aber ausgeglichen durch die Geburt eines zauberhaften Schmetterlings, der bisher relativ unbeachtet als Puppe an einem Ast von Izzis Baumstumpf hing.
Überflüssig zu sagen, dass Carson Ellis Bilder wieder voller lustiger Einfälle, lebendiger Gestalten, kräftiger Farben und kreativer Ideen stecken. Die Schmetterlinge, Käfer, Libellen und Ameisen wuseln so fröhlich über die Seiten, sie plaudern und freuen und wundern sich so wortschöpferisch-herzerfrischend, dass man nur beisteuern kann: "Wazn teez?" ista supa Bildabuxi!

Carson Ellis: Wazn Teez?
Übersetzt von Jess Jochimsen und Anja Schöne
NordSüd Verlag, Zürich 2017
48 Seiten, 16,99 Euro, ab 5 Jahren