Caroline Fetscher zur möglichen Masern-Impfpflicht

"Die Mythen über das Impfen beseitigen"

03:53 Minuten
Eine Ärztin impft ein Kind, es sitzt auf dem Schoß des Vaters.
Die WHO hat die Vermeidung von Impfungen auf ihre Liste der globalen Gesundheitsbedrohungen 2019 gesetzt - gemeinsam etwa mit Ebola. © Imago / Mareen Fischinger
Moderation: Korbinian Frenzel · 25.03.2019
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Eine weitere Welle von Masernerkrankungen hat Deutschland erfasst. Jetzt erwägt die Bundesregierung eine Impfpflicht für Kinder. "Tagesspiegel"-Autorin Caroline Fetscher sagt, präventive Maßnahmen seien immer gut und Aufklärung dabei das Wichtigste.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wollte ursprünglich die Masern in Europa bis 2010 ausrotten. Dieses Ziel wurde verfehlt - genauso wie das neu festgelegte Datum: 2015. Allein in der Ukraine haben sich seit Jahresbeginn rund 30.000 Menschen mit dem potenziell tödlichen Virus infiziert.
In Deutschland wurden laut Robert-Koch-Institut in den ersten acht Wochen 150 Masern-Infektionen gemeldet - ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2018 mit insgesamt 56 Fällen.
Caroline Fetscher im Porträt
Caroline Fetscher, Autorin beim Tagesspiegel© Deutschlandradio / Manfred Hilling

Zusammenhang mit Autismus "wissenschaftlich widerlegt"

Angesichts dieser Zahlen und der Kampagnen von Impfgegnern prüft nun die Bundesregierung, ob es wieder eine Impfpflicht gegen Masern geben sollte. Caroline Fetscher vom "Tagesspiegel" kann dem einiges abgewinnen: "Im Prinzip finde ich präventive Maßnahmen immer gut", sagte sie im Deutschlandfunk Kultur.
"Aufklärung darüber ist natürlich das Allerwichtigste, dass man diese Mythen über das Impfen beseitigt. Es gibt ja die irrsten Geschichten, es würde Autismus verursachen etc., was alles wissenschaftlich widerlegt ist."
Aufklärung habe auch vor Jahren bei der Aidskampagne am "allermeisten geholfen". Damals hätten die Menschen angefangen sich zu schützen, nachdem sie gewusst hätten, wie wichtig das war, so Fetscher.

Fürsorgepflicht des Staates im Grundgesetz

Der Kampf um das Impfen wird nach Beobachtung der Journalistin "dogmatisch" geführt:
"In der Tat hat es ja manchmal mit dem Glauben zu tun. Wenn es jetzt nicht Ökofundamentalismus ist, dann kann es auch so ein Gottesfundamentalismus sein: Es ist Gottes Wille, dass eine Krankheit kommt und da muss man sie auch durchstehen und so weiter - was ja schon leicht eine sadistische Komponente haben kann. Auf alle Fälle gibt es eine staatliche Fürsorgepflicht für Kinder. Die ist da, wenn die Eltern nicht ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Das steht im Grundgesetz."
(bth)

Das gesamte Gespräch mit Caroline Fetscher hören Sie hier:
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