Caroline Fetscher über die Frauenquote

"Altherren-Riegen? Das sieht irgendwann blöd aus!"

05:28 Minuten
Zwei Männer im Anzug, von denen einer einen Aktenkoffer trägt, werfen am 24.03.2010 in Stuttgart lange Schatten.
Männer mit Anzug und Aktenkoffer © dpa / Uwe Anspach
Moderation: Korbinian Frenzel · 11.12.2019
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Seit mehreren Jahren forciert ein Gesetz die vermehrte Aufnahme von Frauen in die Aufsichtsräte größerer Unternehmen. Der tatsächlich wachsende Frauenanteil in diesen belege, dass das Gesetz notwendig gewesen sei, sagt die Publizistin Caroline Fetscher.
Unternehmen ab 2000 Beschäftigte müssen seit Anfang 2016 frei werdende Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzen - und zwar so lange, bis mindestens ein Frauenanteil von 30 Prozent erreicht ist. Fünf Jahre ist der entsprechende Kabinettsbeschluss nun her, und der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien großer deutscher Unternehmen ist seitdem tatsächlich klar gestiegen.

Exponentieller Anstieg

"Exponentiell" sei der Anstieg, sagt die Publizistin Caroline Fetscher: "Das Gesetz gibt es seit 2016 und seither hat sich der Anteil quasi monatlich erhöht." Offenbar sei es inzwischen auch einfach peinlich für Unternehmen, wenn ganz oben eine Herrenriege sitze, und in der zweiten Etage gebe es dann lauter kompetente Frauen: "Das sieht irgendwann auch blöd aus; das ist nicht mehr zeitgemäß."
Fetscher zieht Parallelen zu anderen gesellschaftlichen Bereichen, in denen es nur durch Gesetze zu Veränderungen kam: "Immer da, wo sich eine Kaste eingerichtet hat mit ihren Machtprivilegien, ist nur daran zu rütteln, wenn man wirklich schüttelt."

Der Hebel für die Reformwilligen

In den oft noch streng auf sich selbst beharrenden Altherrenrunden könnten sich nun aufgrund des Gesetzes die manchmal nur wenigen Reformwilligen durchsetzen. Das Beharren auf Althergebrachtem sei aber keine spezifisch männliche Eigenschaft, räumt die Publizistin ein: "Konservativismus ist unter Frauen und Männern gleich verteilt, den haben die Männer nicht gepachtet."
(sru)
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