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Brexit
Europäische Bankenaufsicht zieht nach Paris

Die französische Regierung hat vieles versucht, um vom Brexit zu profitieren und Paris als neuen Finanzplatz interessant zu machen. Bei der Europäischen Bankenaufsicht ist das gelungen. Sie zieht Ende März mit ihren 200 Mitarbeitern von London in die französische Hauptstadt.

Von Sabine Wachs | 11.03.2019
Das Logo der Europäischen Bankenaufsicht in London.
Paris profitiert vom Brexit wenn die EBA umzieht (ALICE DORE / AFP)
Es ist einer der wenigen erfreulichen Termine, die Frankreichs Europaministerin Nathalie Loiseau in Bezug auf den Brexit wahrnimmt. Knapp 14 Tage bevor Großbritannien aus der EU austreten könnte, besiegelt Loiseau im französischen Außenministerium den Umzug der Europäischen Bankenaufsicht EBA von London nach Paris. Am 30. März zieht die Finanzaufsicht, die alle zwei Jahre für die Stresstests der europäischen Banken zuständig ist, nach Frankreich. Die 200 Mitarbeiter werden Anfang Juni ihre Arbeit in Paris aufnehmen.
"Dieser Vorgang ist eine der ersten konkreten Konsequenzen des Brexits. Es ist ein Erfolg für Frankreich und eine Chance für die Behörde. Den Umzug einer europäischen Behörde, in diesem Fall der EBA von London nach Paris feiern zu können, ist eine der wenigen positiven Folgen des Brexits für Frankreich."
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Mehr Beiträge zum Brexit finden Sie in unserem Portal "Countdown zum Brexit" (AFP / Tolga Akmen)
Paris will sich als europäisches Finanzzentrum etablieren
Mit dem Amtsantritt von Präsident Macron im Mai 2017 hatte sich Frankreich vor allem darum bemüht, die Banken und Banker der City of London, dem wichtigsten Finanzplatz Europas, nach Paris zu locken. Die französische Hauptstadt will sich als neues europäisches Finanzzentrum gegen Konkurrenten wie Frankfurt oder Dublin behaupten.
"Der britische Finanzsektor schaut natürlich nach Dublin, ja, er schaut auch nach Frankfurt und auch nach Paris. Das zeigt, wie attraktiv Frankreich für internationale Institutionen und auch für Unternehmen geworden ist. Der Umzug der EBA stärkt die Stellung Paris als Zentrum der Finanzregulierung in Europa."
Ende Oktober vergangenen Jahres sah die britische Financial Times Paris schon als Gewinnerin des Brexits. Große internationale Investmentbanken wie die amerikanische Morgan Stanley, JP Morgan oder auch Goldman Sachs hatten angekündigt Stellen in die französische Hauptstadt zu verlegen.
"Seit der Umzug der Europäischen Bankenaufsicht beschlossen ist, ziehen rund 50 andere Finanzdienstleister Paris als Standort in Erwägung", sagt Valérie Pecresse, Präsidentin der Ile de France, der Großregion rund um Paris.
Subventionierte Französischkurse, Schulen und gutes Essen
Rund 1.000 neue Stellen könnten durch den Brexit in Paris, vor allem auch in der Finanzstadt La Défense vor den Toren der Metropole entstehen. Offizielle Zahlen des Finanzministeriums gibt es noch nicht. Die Bank of America soll schon dabei sein, mehr als 200 Mitarbeiter von London nach Paris umzusiedeln. Auch andere Banken schicken Mitarbeiter über den Ärmelkanal. Die Stadt bemüht sich um ihre neue Klientel, nicht nur als zukünftiger Arbeitsplatz wollen Paris und die Großregion glänzen:
"Wir haben Subventionen beschlossen, Subventionen in der Höhe von 200.000 Euro, über die Französischkurse für die Neuankömmlinge und ihre Partner finanziert werden."
Außerdem, erklärt die Präsidentin der Ile de France, wird ab September eine neue internationale Schule ihre Pforten öffnen. Und dann, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu, biete Paris – im Vergleich zu Frankfurt oder Dublin, ja auch noch andere Vorteile – allen voran das gute Essen.
"Quelques bons restaurants."
Paris, die Finanzstadt La Défense und die Region Ile de France tun viel, um vom Brexit, vor allem von Umzügen aus dem Finanzzentrum London City zu profitieren. Der geheime Wunsch Frankreichs aber, Paris könne die bestimmende europäische Finanzmetropole zu werden, erfüllt sich erst einmal nicht. Denn die Banken aus der London City tun sich schwer, sich auf einen einzigen neuen Standort festzulegen.