BVB-Vereinslegende Norbert Dickel

"Ich bin 24 Stunden schwarz-gelb"

Norbert Dickel, aufgenommen 2015 im Signal Iduna Park in Dortmund
Norbert Dickel, aufgenommen 2015 im Signal Iduna Park in Dortmund © picture alliance / dpa / Revierfoto
Von Frank Ulbricht · 18.12.2016
Seit 30 Jahren gehört Norbert Dickel zu Borussia Dortmund. 1989 schoss er seine schwarz-gelbe Mannschaft zum Pokalsieg. Als Stadionsprecher und streitbarer Vereinsreporter ist er bis heute die Stimme des BVB. Wir haben ihn bei einem Dortmunder Heimspiel getroffen.
Der Arbeitstag von Norbert, genannt "Nobby" Dickel, beginnt im Dortmunder Stadion klassisch - am Grillstand. Ein seit Jahren erprobtes Ritual, denn hier wird nicht irgendeine Wurst verköstigt. "Siegerwurst" hat Dickel sie getauft. Klare Sache, was die bringen soll.
"Damit wir siegen. Deswegen gibt es die Siegerwurst."
Dickel, mit BVB-Trainingsjacke und schwarzer Brille, eilt nach der obligatorischen Wurst (und Erinnerungsfotos mit den Fans) auf den Rasen der Arena. Kurz vor dem Anpfiff ist er als Stadionsprecher gefragt.
Beginnt das Spiel, ist der ehemalige Mittelstürmer Dickel nicht nur Stadionsprecher, sondern auch Radio-Kommentator. Sein Reporterplatz ist gleich neben der Südtribüne, dort wo 20.000 Fans ihre Mannschaft anfeuern.

Norbert Dickel polarisiert

Seit 1999 kommentiert Norbert Dickel, nein, er durchlebt alle Dortmunder Spiele für das "BVB-Netradio". Andere Vereine wie der HSV, Köln oder RB Leipzig haben nachgezogen. Auch sie berichten für ihre Fans 90 Minuten live im Internet, mit steigendem Zuspruch.
Unerreicht bleibt allerdings die ARD-Bundesligakonferenz. Bei den fünf Spielen am Nachmittag hören fast acht Millionen Menschen zu. Bis zu 500.000 Anhänger, sagt Dickel, erreicht er bei Spitzenspielen, weltweit. Wer allerdings nach einer objektiven Spielberichterstattung sucht, ist bei ihm definitiv falsch.
"Das Radio ist ja für Fans von Borussia Dortmund. Nicht für Fans der Bayern, oder von den Blauen, oder von Hoffenheim. Komisch ist nur, dass die alle zuhören. Wir können ja nicht objektiv bleiben. Für uns gibt es ja nur schwarz-gelb. Wir wollen ja unseren Fans auf der ganzen Welt, die ihrem Verein zuhören, ob nachts um vier oder morgens um sechs, wir wollen denen einfach ein BVB-Erlebnis bescheren."
Norbert Dickel polarisiert. Für seine markigen Sprüche und emotionalen Reportagen wird der 55-Jährige bei vielen als Kultfigur verehrt. Andere halten ihn für einen Selbstdarsteller.

3000 Euro für Schiedsrichterbeleidigung

Für die Beleidigung eines Schiedsrichters mussten er und sein Co-Kommentator schon Strafe zahlen. "Du Arschloch" und "Du Blinder" wollte der DFB nicht durchgehen lassen. 3000 Euro hat das Dickel gekostet.

"Was ja auch richtig ist, man darf ja auch niemanden Arschloch nennen. Aber letztendlich habe ich das in dem Moment genauso empfunden. Da wurde Mario Götze in Leverkusen umgehauen und zwar ganz schlimm, ganz, ganz schlimm. Und da hab ich das gesagt, was ich gedacht habe. Und das ist dann manchmal teuer."
Norbert Dickel auf seinem Moderatorenplatz im Stadion - ein ganz besonderer BVB-Held auch für den BVB-Nachwuchs
BVB-Legende Norbert Dickel © Deutschlandradio / Frank Ulbricht
Seine beiden Tore zum Pokalsieg 1989 machten Norbert Dickel zum Idol der Dortmunder Fans. Auch weil er verletzt spielte und seine sportliche Karriere bald danach beenden musste. Der Pokaltriumph im Juni '89, so Dickel, hat sein Leben komplett verändert. Ohne dieses Spiel wäre er wohl nicht mehr beim Verein. Drei Jahrzehnte, seit 1986, ist Dickel jetzt beim BVB. Erst als Stürmer, dann als Stadionsprecher und Kommentator.
"Ich liebe diesen Job. Das ist die totale Erfüllung. Ich bin auch 24 Stunden schwarz-gelb. Also wenn es eine echte Liebe gibt, dann gibt es sie bei mir garantiert. Ich habe noch nie gesagt, ich gehe zur Arbeit, noch nie. Ich gehe zur Borussia."
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