Bundespolizei zur Flughafen-Sicherheit

"Wir kaufen im Prinzip nur Kontrollzeit ein"

Die Sicherheitskontrollen am Flughafen in Frankfurt am Main sind zu lax, die Bundespolizei steht in der Kritik.
Die Sicherheitskontrollen am Flughafen in Frankfurt am Main sind zu lax, die Bundespolizei steht in der Kritik. © dpa / Boris Roessler
Christian Altenhofen im Gespräch Dieter Kassel · 22.12.2014
Trotz einiger Kontrollpannen sei die Sicherheit am Frankfurter Flughafen gewährleistet - sagt Christian Altenhofen, der Sprecher der Bundespolizei. Für das Sicherheitspersonal am Flughafen ist allerdings ein externer Dienstleister zuständig.
Christian Altenhofen, Sprecher der Bundespolizei, sagte im Deutschlandradio Kultur, angesichts der Pannen bei Sicherheitskontrollen seien bereits „in enger Abstimmung mit einem externen Dienstleister" Nachschulungen vonFlughafen-Mitarbeitern erfolgt. Gezielt bestimmte Mitarbeiter für Nachschulungen einzuteilen, sei allerdings nicht ohne weiteres möglich, denn „hier muss man grundsätzlich wissen, dass die Bundespolizei eigentlich keine Mitarbeiter in Form von Luftsicherheitsassistenten hat – also, wir haben da kein Weisungsrecht gegenüber dem einzelnen Mitarbeiter. Das würde ins Arbeitsrecht eingreifen."
Altenhofen sagte weiter, die Bundespolizei kaufe bei dem externen Dienstleister „im Grunde nur Kontrollzeit ein". Deshalb sei für die Mitarbeiterführung und -ausbildung auch dieser Dienstleister zuständig. Auf die Frage, ob dies nicht ein Fehler im System sei, erkärte Altenhofen: „Da würde ich mich gerne raushalten aus dieser Diskussion, weil das für mich beziehungsweise für uns als Bundespolizei derzeit nicht zur Debatte steht." Dennoch sei die Sicherheit am Flughafen voll gewährleistet.
Das Interview im Wortlaut:
Dieter Kassel: Am Frankfurter Flughafen soll es gravierende Sicherheitsmängel geben. Bei einer Überprüfung im Auftrag der EU-Kommission versuchten vermeintliche Fluggäste, gefährliche Gegenstände, darunter Waffen, durch die Sicherheitskontrollen zu kriegen, und laut Zeitungsmeldungen soll das in der Hälfe aller Fälle gelungen sein. Zuständig für die Sicherheit am Frankfurter Flughafen wie auch an den anderen ist die Bundespolizei, die allerdings nur die Passkontrollen durch eigenes Personal durchführt, für die Gepäckkontrollen sind private Firmen zuständig.
Verantwortlich am Ende aber ist die Bundespolizei, deshalb wollen wir jetzt mit deren Sprecher Christian Altenhofen reden, der, das verrate ich schon jetzt, zu diesem Prüfungsbericht der EU-Kommission, um den es geht, im Detail nichts sagen kann, weil der aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich ist, aber einige Fragen zum Thema wird er beantworten. Guten Morgen, Herr Altenhofen!
Christian Altenhofen: Ja, guten Morgen!
Kassel: Wie gravierend sind die Sicherheitsmängel aus Ihrer Sicht wirklich?
Altenhofen: Also die Luftsicherheit am Flughafen Frankfurt / Main ist nach wie vor gewährleistet, da gibt es also keine Einbußen.
Kassel: Tatsache ist aber, dass, ob es nun genau die Hälfte war oder nicht, können Sie schon wieder nicht sagen wegen des Berichts, aber dass es Fälle gegeben hat, wo es den Prüfern gelungen ist, Waffen durch die Kontrollen zu kriegen. Wie kann denn das passieren?
"Die Überprüfung der EU fand ja schon vor einigen Wochen statt"
Altenhofen: Ja, also diese Überprüfung der EU im Bereich der Luftsicherheit fand ja schon vor einigen Wochen statt, und das war ja an sich ein ganz normaler Vorgang. Also wir wurden davon nicht überrascht, sondern das war angekündigt, wir haben das auch vorbereitet gemeinsam mit der EU.
Ja, es handelte sich hierbei um stichprobenartige Sicherheitstests mit Testgegenständen, also es wurden keine Waffen eingeschleust, wie das in der Presse zu lesen ist, sondern es handelt sich um Testgegenstände, die für solche Tests üblicherweise verwendet werden.
Kassel: Ja, aber die wurden nicht eingeschleust, weil es Prüfer waren, die es am Ende zugegeben haben, aber sie sind doch damit durch die Sicherheitskontrollen offenbar teilweise durchgekommen. Wie kann das sein?
Altenhofen: Ja, wie gesagt, einzelne Mitarbeiter der Sicherheitsunternehmen haben diese Testgegenstände nicht oder nur teilweise beziehungsweise unvollständig festgestellt. Bei solchen Sicherheitsübungen, sage ich mal, kommt das öfters mal vor, und das wird dann auch entsprechend nachbereitet werden oder ist nachbereitet worden.
Und die Ergebnisse der Überprüfung haben die Bundespolizei, aber auch der Flughafenbetreiber und die Dienstleister natürlich sehr ernst genommen und haben dann auch gleich mit den betroffenen Institutionen dann entsprechend das Ganze analysiert, und gemeinsam haben wir dann auch einen Maßnahmenkatalog erarbeitet und Sofortmaßnahmen auch dann schon getroffen.
Kassel: Aber die Nachschulungen – der Flughafenbetreiber sagt ja, es wurden Nachschulungen durchgeführt, wir haben das Problem bereits im Griff –, diese Nachschulungen führen aber nicht Sie selber durch, nicht die Bundespolizei?
Altenhofen: Also wir begleiten die Dienstleister natürlich ganz eng bei diesen Nachschulungen, aufgrund der Ergebnisse der EU-Überprüfung erschien uns das notwendig, dass wir da eine ganz enge Abstimmung fahren. Aber grundsätzlich haben Sie natürlich recht: Die Schulung findet durch die Dienstleister statt, ja.
Kassel: 2500 Mitarbeiter sollen es sein am Frankfurter Flughafen, die Zahlen gehen auch ein bisschen auseinander, 2800. Wenn jetzt diese Kontrollen noch nicht so lange her sind und ich jetzt schon höre, das Problem ist im Griff – kann man 2500 Leute so schnell nachschulen?
"Im Großteil sind die Dienstleister schon geschult"
Altenhofen: Ja, wir fangen ja nicht an einem Punkt null an, also das ist ja nicht so, dass wir da mit völligen Neulingen arbeiten, sondern es sind ganz gewisse Themenbereiche, die analysiert wurden und wo man sagen kann, dass durch eine Schulung, durch eine Nachschulung da eine Lösung herbeigeführt werden kann, und das ist erfolgt. Also im Großteil sind die Dienstleister beziehungsweise die Luftsicherheitsassistenten schon geschult, ja.
Kassel: Können Sie denn im Einzelfall als sozusagen Aufsichtsbehörde sagen, bei Herrn Müller war was auffällig, wir verlangen, dass konkret Herr Müller nachgeschult wird?
Altenhofen: Ja, da muss man ein bisschen ausführen. Ich wollte jetzt eigentlich gerade darauf eingehen bei diesen 2800 oder 2500 Mitarbeitern: Hier muss man grundsätzlich wissen, dass die Bundespolizei eigentlich keine Mitarbeiter in Form von Luftsicherheitsassistenten hat, also wir haben da kein Weisungsrecht gegenüber dem einzelnen Mitarbeiter. Das würde ins Arbeitsrecht eingreifen. Die Bundespolizei kauft bei dem Dienstleister im Prinzip nur Kontrollzeit ein. Und von daher – für die Mitarbeiterführung und -ausbildung in dem Fall auch ist natürlich der Dienstleister verantwortlich.
Kassel: Aber ist das nicht möglicherweise ein Fehler im System, dass Sie sagen müssen: Wir als Bundespolizei sind zwar verantwortlich für die Sicherheit an Flughäfen, aber wir können im Detail gar nicht eingreifen, wie diese Sicherheit gewährleistet wird?
Altenhofen: Das ist wiederum eine Thematik, sage ich mal, die sehr politisch ist, und da gibt es natürlich Meinungen dafür, die wir schon gehört haben, Meinungen dagegen, die wir sicherlich auch schon in den Nachrichten verfolgen durften. Da würde ich mich gerne raushalten aus dieser Diskussion, weil das für mich oder für uns als Bundespolizei derzeit nicht zur Debatte steht.
Kassel: Aber Sie gehen davon aus: Unter den jetzigen Umständen ist im Prinzip Sicherheit zu gewährleisten?
Altenhofen: Die Sicherheit am Frankfurter Flughafen ist gewährleistet, das kann ich so sagen, ja.
Kassel: Sagt Christian Altenhofen, der Sprecher der Bundespolizei. Herr Altenhofen, vielen Dank für das Gespräch!
Altenhofen: Bitte schön! Wiederhören!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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