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Islamisten in Syrien und Irak
"Deutsche werden verheizt"

Die Zahl der Islamisten aus Deutschland, die in Syrien und im Irak getötet wurden, ist erneut gestiegen. Dem Verfassungsschutz zufolge sind dort bereits 75 deutsche Islamisten umgekommen. Die Terrormiliz IS habe sie regelrecht "verheizt".

06.03.2015
    Das Bürgerkriegsgebiet in Syrien und im Irak hat für Islamisten aus Deutschland offenbar nicht an Attraktivität verloren. Der Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, sagte der Deutschen Presse-Agentur, bereits 75 aus Deutschland ausgereiste Dschihadisten seien in den beiden Ländern umgekommen. Im Jahr davor waren es demnach noch rund 20.
    Maaßen: Tote sind "Teil einer namenlosen Kriegsmasse"
    Der bemerkenswerte Anstieg zeige "die brutale Realität des sogenannten 'Islamischen Staates'", sagte Maaßen. Nach seinen Angaben wird der einzelne Tote "auch nicht mehr unbedingt als Märtyrer gefeiert, sondern ist nur noch Teil einer namenlosen Kriegsmasse." Damit unterscheide sich die Situation von Waziristan, einem früheren Ziel gewaltbereiter deutscher Islamisten an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan.
    Das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt haben Erkenntnisse, dass seit Beginn der Kämpfe in Syrien vor vier Jahren insgesamt mindestens 650 Islamisten aus Deutschland dorthin gereist sind. Ende 2013 hatte der Verfassungsschutz noch etwa 240 Ausgereiste gezählt. Ende 2014 waren es schon mehr als 550. Der Vormarsch der Terroristen im Irak in den vergangenen Monaten hatte den Zulauf zum IS noch verstärkt. Maaßen sagte, "der Strom der Ausreisen in Richtung Syrien und Irak hält auch 2015 ungebremst an." Etwa ein Drittel der Ausgereisten sind nach Behördenangaben inzwischen wieder in Deutschland.
    IS verwüstet weitere Kulturstätten im Irak
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" mit Blick auf die gestiegenen Ausreisezahlen, in Deutschland gebe es damit einen ähnlichen Trend wie in Frankreich und in Belgien. Lediglich in Großbritannien sei die Zahl der Dschihad-Ausreisen zurückgegangen.
    Unterdessen hat die Terrormiliz IS weitere Kulturstätten im Irak geschändet. Nach Angaben der Regierung in Bagdad zerstörten die Dschihadisten die Ruinenstätte der antiken Stadt Nimrud mit schweren Militärfahrzeugen. Die assyrische Kultstätte ist mehr als 3.000 Jahre alt. Erst vergangene Woche hatten die Extremisten im Stadtmuseum von Mossul jahrtausendealte Statuen zerstört.
    (tj/tzi)