Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt

Urlaubsreisen sind "eher unwahrscheinlich"

06:37 Minuten
Leeres Check-in-Areal auf dem Flughafen Köln Bonn.
Leeres Check-in-Areal auf dem Flughafen Köln/Bonn. Ob die Deutschen ihren Sommerurlaub in der Ferne verbringen können, ist derzeit unklar. © Getty Images / NurPhoto / Ying Tang
Klaus Reinhardt im Gespräch mit Axel Flemming · 13.04.2020
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Damit sich das Coronavirus nur langsam verbreitet, ist unsere Freiheit eingeschränkt. Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt glaubt nicht, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat schon vor einigen Tagen dazu geraten, mit der Buchung des Sommerurlaubs noch zu warten. Auch Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt rät davon ab, den Sommerurlaub aktuell zu planen: "Dass wir Urlaubsreisen unternehmen, so wie wir es gewohnt sind, das halte ich für eher unwahrscheinlich."

Mehr Tests sollen Sicherheit schaffen

Reinhardt hofft zwar nicht, dass die Maßnahmen im Sommer noch so streng sein werden wie aktuell. Er gibt allerdings zu beachten, dass bei gelockerten Maßnahmen durchaus mit einem erneuten Anstieg der Infektionsraten zu rechnen sei. Deswegen sei es wichtig, im Vorfeld über den Umfang von Lockerungen zu diskutieren.
Zur Diskussion steht auch, im Rahmen der Exit-Strategie die Zahl der Tests zu erhöhen. Reinhardt hält das für richtig: "Ich finde es angemessen und vernünftig, dass im Wesentlichen das Personal, das mit Risikogruppen umgeht und zum Beispiel im Altenheim arbeitet, sehr hochfrequent getestet wird." So könne man in diesen Bereichen Infektion verhindern.

Blick nach Italien

Italien hat derzeit schon rund 20.000 Tote zu beklagen. "Ich glaube, dass die Italiener diese Erkrankung schon in viel höherem Maße durchgemacht haben oder infiziert sind, als das dort durch die Testung bekannt ist", erklärt Reinhardt, der in Padua studiert hat.
Klaus Reinhardt an seinem Schreibtisch im Hauptsitz der Bundesärztekammer in Berlin.
Klaus Reinhardt ist Präsident der Bundesärztekammer. Er glaubt, "dass die Italiener in viel höherem Maße diese Erkrankung schon durchgemacht haben", als bisher offiziell bekannt ist. © Picture Alliance / dpa / Gregor Fischer
"Es gab schon im Januar viele Hinweise auf a-typische Pneumonien in Italien, die zu dem Zeitpunkt gar nicht mit Corona in Verbindung gebracht worden sind. Es ist relativ wahrscheinlich, dass es sich da bereits um Coronafälle gehandelt hat. Der erste Coronapatient ist dort erst deutlich später diagnostiziert worden." Insofern sei das Verhältnis zwischen Verstorbenen und denen, die tatsächlich infiziert seien, "wahrscheinlich völlig anders" als im Vergleich mit den offiziell bestätigten Fällen.
Auch würden in Italien ältere Menschen nicht so isoliert leben, wie zum Beispiel in Deutschland in Altersheimen, sondern im engeren Kontakt mit der restlichen Bevölkerung. Dies erhöhe das Ansteckungsrisiko. Auch seien die Intensivkapazitäten des italienischen Gesundheitssystems viel geringer als in Deutschland. Diese Punkte hätten dazu geführt, dass in Italien so viele Menschen an Covid-19 verstorben sind.
(nho)
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