Bündnis für Erziehung

Von Jacqueline Boysen · 09.05.2006
Junge Eltern seien in Erziehungsfragen oft überfordert, meint Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Dem soll das Bündnis für Erziehung Abhilfe schaffen. Zunächst sollen über Erzieherinnen und Betreuerinnen christlich geprägte Werte vermittelt werden. Für Kooperationen mit anderen Religionsgemeinschaften stünde das Bündnis ab Herbst offen, so von der Leyen.
Erziehung bedeutet, Stellung zu beziehen und Vorbild zu sein, sagt die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Diese für die Kindererziehung notwendige Festigkeit aber fehle vielen Müttern und Vätern heute – so die Christdemokratin. Junge Eltern seien vielfach orientierungslos, in Erziehungsfragen oft verunsichert und überfordert.

Zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland will das Bundesfamilienministerium sich daher für eine stärker an christlichen Werten orientierte Kindererziehung und Elternarbeit einsetzen: der gegenseitige Respekt voreinander, Verlässlichkeit, Vertrauen und Aufrichtigkeit sollen gestärkt werden. Das Motto der konzertierten Aktion, die nicht etwa als staatlich geförderte Bibelstunde missverstanden werden will, lautet "Werte erwachsen".

Erziehung beginne in der Familie – und so soll das so genannte Bündnis für Erziehung zunächst Erzieherinnen und Betreuern Hinweise für eine bewusst christlich geprägte Wertevermittlung geben, dann aber auch in die Weiterbildung und in Erziehungsseminare hineingetragen werden. Ziel der Kampagne: die in Deutschland lange vernachlässigte Kinderbetreuung nicht allein quantitativ auszubauen, sondern auch qualitativ zu verbessern, so die Hoffnung von Ursula von der Leyen.

Über das Bündnis für Erziehung soll Kindern, aber auch ihren Eltern Stabilität gegeben und ihre innere Orientierung erleichtert werden. Schauplatz für diese staatlich unterstützte Hilfe in moralischen Fragen sollen kirchliche Kindertagesstätten und Kindergärten sein, aber auch Schulen und andere Betreuungseinrichtungen, die von den Kirchen betrieben werden.

Neben den Kommunen sind die evangelische und die katholische Kirche wichtigste Träger von Kitas in Deutschland, so war es für die selbst religiös erzogene Bundesministerin nahe liegend, sich die beiden großen christlichen Kirchen als erste Bündnispartner ins Boot zu holen. Und doch erntete sie heftige Kritik – schließe das Bündnis doch muslimische oder jüdische Kindergärten aus.

Nein, kontert Frau von der Leyen: Für Kooperationen mit weiteren Trägern der freien Wohlfahrtspflege, Familienverbänden, anderen Religionsgemeinschaften oder auch der Wirtschaft stehe das Bündnis ab Herbst offen.

Das Gespräch zum Thema "Christliches Erziehungsdogma? - Warum es falsch ist, beim Erziehungsbündnis die Muslime außen vor zu lassen" mit dem Erziehungswissenschaftler Prof. Micha Brumlik von der Goehte-Universität in Frankfurt/Main können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
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