Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2019

Auszeichnung für das Werk von Masha Gessen

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Die amerikanisch-russische Journalistin und Schriftstellerin Masha Gessen
Die amerikanisch-russische Journalistin und Schriftstellerin Masha Gessen erhält den Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2019. © picture alliance / Photoshot
Ijoma Mangold im Gespräch mit Anke Schaefer  · 20.03.2019
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Masha Gessen sei eine entscheidende Schlüsselfigur, die das Putin-Russland für den Westen erschließe, sagt der Literaturkritiker Ijoma Mangold. Die Publizistin erhält zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse den Preis zur Europäischen Verständigung 2019.
Die Auswahl der diesjährigen Preisträgerin Masha Gessen für den Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2019 passe gut zur Leipziger Buchmesse, die sich immer nach Osteuropa ausgerichtet habe, sagte der kulturpolitische Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit", Ijoma Mangold. Die russisch-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin wird zur Eröffnung für ihr Buch "Die Zukunft ist Geschichte" geehrt.
Der kulturpolitische Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit", Ijoma Mangold zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur in Berlin
Der kulturpolitische Korrespondent der Wochenzeitung „Die Zeit“, Ijoma Mangold © Deutschlandradio / Alexander Moritz
"Da ist Masha Gessen natürlich eine ganz entscheidende Schlüsselfigur, die dem Westen gewissermaßen das Putin-Russland erschließt", sagte Mangold. Der Graben der kulturellen und gesellschaftspolitischen Differenz sei gewaltig. Als Brückenfigur habe Gessen den Vorteil, dass sie in Moskau geboren sei und dann in den USA aufgewachsen sei. Später sei sie nach Moskau zurückgegangen und lebe heute in New York. "Die kann natürlich auf beiden Klaviaturen spielen und hat das Ohr für beide Kulturen." Deshalb könne sie diese "Übersetzungsarbeit" gut leisten.

Lesefest in Leipzig

Mangold sagte, er freue sich auf die Buchmesse. Die ganze Stadt richte sich auf die Veranstaltung aus und es sei ein regelrechtes Lesefest. Der Literaturkritiker zeigte sich optimistisch, dass in Deutschland weiter viel gelesen werde. Durch die Digitalisierung und den Umgang mit Smartphones habe der Umgang mit Text eher zugenommen, sagte Mangold. Wenn der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Zahlen veröffentliche, dass die Verkaufszahlen von Büchern zurückgingen, sage das nicht viel über das Lesen aus: "Nun ist ein verkauftes Buch noch lange kein gelesenes Buch."

Buch als Statussymbol

Früher sei das Buch auch häufig ein Objekt der Inneneinrichtung gewesen. "Das ist für den Buchmarkt wichtig und schön, dass auch die Bücher verkauft werden, die nicht gelesen werden", sagte Mangold. Aber es sage wenig über die Lektüre aus. Wenn Bücher früher ein Statussymbol gewesen seien, stelle sich die Frage, ob es sich lohne, dem eine Träne nachzuweinen.

Kein Bedeutungsverlust

Als Ort, an dem neue Gedanken entstehen und neue Weltdeutungen ausprobiert werden, habe das Buch keineswegs an Bedeutung verloren. Wer in dieser Welt mitreden wolle und an Schalthebeln der Macht sitzen wolle, der komme am Buch nicht vorbei.
(gem)

Ijoma Mangold ist kulturpolitischer Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Literaturkritiker wurde 1971 in Heidelberg geboren. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München, Bologna und Berlin. Seine journalistische Laufbahn begann er bei der "Berliner Zeitung". Von 2001 bis 2009 war er Feuilleton-Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" und wechselte dann zur Wochenzeitung "Die Zeit". Er moderierte zusammen mit Amelie Fried die ZDF-Literatursendung "Die Vorleser", ist Träger des Berliner Preises für Literaturkritik und hat Gastprofessuren in Göttingen sowie St. Louis. 2017 erschien seine Autobiographie "Das deutsche Krokodil".

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