Freitag, 19. April 2024

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Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen
Wie Picasso zu Picasso wurde

Fünf Jahre nur - von 1901 bis 1905 - brauchte Pablo Picasso, um der großartige Maler zu werden, als der er heute weltweit bekannt ist. Eine Ausstellung in der Schweiz versammelt nun seine Werke der Blauen und Rosa Periode. Die millionenteuren Meisterwerke werden so nie wieder zusammenfinden.

Stefan Koldehoff im Gespräch mit Michael Köhler | 06.02.2019
    Picasso-Ausstellung in Riehen bei Basel
    Auf der Suche nach der eigenen Kunst: Picasso-Ausstellung in Riehen bei Basel (Deutschlandradio / Stefan Koldehoff)
    1901 kam der junge Pablo Picasso nach Paris. In Madrid hatte er kurz an der Königlichen Akademie Kunst studiert. Was dort unterrichtet wurde, empfand der 19-Jährige aber als zu rückwärtsgewandt. Erst in der französischen Hauptstadt sollte er zu seinem eigenen Stil und zu seinen eigenen Themen finden. In zarten Ölbildern und Pastellen, in denen zunächst die blauen, wenig später dann die rosafarbenen Töne dominieren, stellte er die Benachteiligten der Großstadtgesellschaft dar: die Bettler und die Prostituierten, die Trinker in den Cafés und die Blinden auf der Straße. Bald darauf interessierte ihn auch die Welt des Zirkus mit seinen Akrobaten, Harlekinen und Tänzern.
    75 dieser Werke hat die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel nun für ihre Ausstellung "Der junge Picasso - Blaue und Rosa Periode" zusammengetragen. Kurator Raphael Bouvier ist damit eine große Leistung gelungen. Viele der Bilder befinden sich seit Jahren in Privatbesitz; manche waren seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich zu sehen, weil sich ihre Eigentümer selbst für kurze Zeit nur ungern von ihren Schätzen trennen. Ein "Junge mit Pfeife" von 1905, auf der Grenze zwischen Blauer und Rosa Periode und für die Ausstellung leider nicht verfügbar, wurde 2004 für den damaligen Rekordpreis von 105 Millionen Dollar versteigert. Entsprechend hoch ist die Versicherungssumme für die Baseler Picasso-Schau: vier Milliarden Schweizer Franken.
    "Er hat die Wirklichkeit nie imitiert"
    An ihrer ersten Station in Paris war die Werkschau schon ein großer Erfolg: 670.000 Besucher wollten die zarten und sensiblen Werke sehen, in denen sich noch nichts vom späteren Macho Picasso abzeichnet. In Riehen sind nun zum Teil andere Bilder zu sehen, und sie hänger offener und großzügiger als vorher im Musée d'Orsay: der Freund Casagemas, dessen Selbsttötung Picasso nach eigener Aussage überhaupt zum Malen in Blau brachte, das riesige Generationenbild "La Vie" und das an Van Gogh angelehnte Selbstbildnis vor blauem Hintergrund. Der "Akrobat mit jungem Harlekin", der heute der Reederfamilie Niarchos gehört, und die "Zwei Brüder", von denen der ältere den jüngeren trägt.
    Claude Picasso, Sohn von Pablo Picasso, hält eine Tragetasche in der Hand, die mit Titel und Titelmotiv der Ausstellung bedruckt ist.
    "Der junge Picasso": Claude Picasso, Sohn des Malers, in der Fondation Beyeler in Riehen. (Deutschlandfunk / Stefan Koldehoff)
    "Er hat die Wirklichkeit nie imitiert, sondern immer so gezeigt, wie sie ist", beschrieb der Sohn Claude Picasso in Riehen das Werk seines Vaters. Ein kleines Kabinett am Ende des großartigen Rundgangs deutet an, was folgte: der Kubismus und die Einbeziehung von afrikanischer und ozeanischer Kunst in den Bilderkosmos von Pablo Picasso. "Am Ende dieser Zeit", sagt Claude Picasso über die Bilder der Rosa und Blauen Periode, "hatte er Picasso gefunden."