Bruce Hornsby über sein neues Album

"Absolut untypisch für die Popwelt"

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Der amerikanische Sänger und Pianist Bruce Hornsby sitzt an seinem Klavier und schaut ins Publikum bei einem Konzert im Admiralspalast am 7. November 2019 in Berlin.
"Non-Secure Connection" als Gegenpol zur Musik der Charts: Bruce Hornsby auf der Bühne im Berliner Admiralspalast © Getty Images / Redferns / Frank Hoensch
Von Marcel Anders · 18.08.2020
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Einen ziemlich miesen Popstar nennt sich Bruce Hornsby heute. In den 80ern wurde der Musiker mit dem Hit „The Way It Is“ berühmt. Auf seinem neuen Album „Non-Secure Connection“ schlägt der 65-Jährige eher avantgardistische Töne an.
"Ich war ein ziemlich mieser Popstar", sagt Bruce Hornsby. "Und ich habe ähnlich spät angefangen wie Mark Knopfler von den Dire Straits oder Justin Vernon von Bon Iver, ein guter Freund von mir. Als mein erstes Album erschien, war ich 31 - und fand mich auf Partys von Radiosendern wieder, bei denen ich neben Debbie Gibson, Tiffany und den New Kids On The Block saß. Ich habe mich umgeschaut und gedacht: Irgendetwas passt hier nicht – oh, das bin ja ich."
Bruce Hornsbys neues Album "Non-Secure Connection" hat nichts mehr mit konventioneller, geschweige denn kommerzieller Popmusik zu tun – es handelt sich eher um Klangkunst. Um einen Hybrid aus so unterschiedlichen Facetten wie Prog-Rock, Minimalismus und lupenreiner Avantgarde.

Kein kreatives Gefängnis

Hornsby inszeniert ein musikalisches Spiel ohne Grenzen, dessen Motto sich an einem seiner Songtitel ablesen lässt: "No Limits" – keine Einschränkungen.
"Man könnte mich als rastlose Seele bezeichnen", sag er. "Denn ich suche ständig nach Inspiration. Und das sorgt dafür, dass ich alles Mögliche probiere - von altmodischem Folk auf der Zither bis zu moderner Klassik. Das ist es, was meine Musik seit acht oder zehn Jahren beeinflusst. Und ich entschuldige mich bei allen, denen es lieber wäre, wenn ich nur mit einer Farbe malen würde. Doch das hätte etwas von einem kreativen Gefängnis. Deshalb würde ich das nie tun."
"Non-Secure Connection" ist gezieltes kreatives Austoben, das mitunter etwas anstrengend ist, aber einen wohltuenden Gegenpol zur Musik der Charts bildet. Das kann sich Hornsby durch seinen Anfangserfolg und gut bezahlte Jobs als Session-Musiker, Produzent, Komponist für Filmregisseur Spike Lee und Tour-Keyboarder der Grateful Dead leisten. Genau wie Texte über Internetpornographie, Killer-Drohnen, windige Handelsvertreter und die Trainingslager von Basketballvereinen, die sein Sohn Keith durchläuft. Skurrile Themen für skurrile Songs.
"Das Titelstück war ursprünglich Teil des Soundtracks, den ich für die letzte Staffel der Spike Lee-Serie 'She's Gotta Have It' geschrieben habe. Ein dissonantes Stück, mit anspruchsvoller Melodie und vielen Farben. Absolut untypisch für die Popwelt. Und ich habe viel über Computer-Hacker gelesen. Ich habe das Magazin 'Wired' abonniert, das ich faszinierend finde – auch, wenn ich nur die Hälfte davon verstehe. Insofern habe ich mich entschieden, einen Song über die Psyche eines Hackers zu schreiben. Und die Musik schien perfekt zu passen."

Hommage an eine tiefe Freundschaft

Bei seinen Klangexperimenten wird Hornsby von gleichgesinnten Freunden unterstützt. Darunter Vernon Reid von Living Colour, James Mercer von The Shins oder Leon Russell. Mit der 2016 verstorbenen Piano-Legende, die zu den besten Session-Musikern von Los Angeles zählte, verband Hornsby eine tiefe Freundschaft. Die äußerte sich in einem gemeinsamen Album aus dem Jahr 1994, dessen Titelstück Hornsby jetzt neu aufgelegt hat.
"Ich nenne Leon 'den Titan', weil ich als Pianist so viel von ihm gelernt habe", erklärt Bruce Hornsby. "Und weil ich in der Zeit, in der ich ihn kennengelernt habe, feststellen musste, dass ich ihm nicht mal ansatzweise das Wasser reichen konnte. Sein Spiel ging noch tiefer, als ich es je für möglich gehalten hätte. Und weil er mich so geprägt hat, wollte ich ihm zu einem Comeback verhelfen. Doch unser Album 'Anything Can Happen' ist gefloppt. Was wohl daran lag, dass die Radiolandschaft zu dieser Zeit von Nirvana und Pearl Jam beherrscht wurde. Da hatten Russels Songs in der Manier von Barry White einen schweren Stand gegen 'Smells Like Teen Spirit'."
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