Britisches Label PC Music

Parodie auf den Mainstream-Pop

Carly Rae Jepsen beim Grammy Festival in Fangshan, Beijing, am 30. April 2018.
Die kanadische Sängerin und Schauspielerin Carly Rae Jepsen ist so etwas wie die Haus-Sängerin des britischen Labels PC Music. © picture alliance / Li Buluan/Imaginechina/dpa
Christoph Müller im Gespräch mit Oliver Schwesig · 03.08.2018
Für manche verkörpert das britische Label PC Music die Zukunft der Popmusik. Andere finden das gewollt Plastikhafte des Sounds einfach nur schrecklich. Christoph Möller sieht darin durchaus eine Avantgarde, die auf den Mainstream einwirken könnte.
PC Music sei eine intellektuelle Antwort auf überproduzierte Mainstream-Pop-Musik und würde kitschige Sounds aus der Vergangenheit so verkaufen, als handele sich dabei um die Zukunft, schreibt der "Guardian" über das Londoner Label. Musik zwischen Parodie und Massentauglichkeit - geht das auf?
Musikkritiker Christoph Möller meint, der Sound des Labels erinnere stark an 90er-Jahre-Pop, wie ihn etwa die Spice Girls gemacht hätten: "Das wirkt alles sehr oberflächlich, die Themen sind Allgemeinplätze." Häufig gehe es um Alltägliches. Etwa im Bett rumsitzen und Nachrichten im Internet posten, die dann doch keiner liest.
Labelgründer A. G. Cook habe in einem Interview gesagt, er wolle Leute unter Vertrag nehmen, die normalerweise keine Musik machen, und diese Leute dann so verkaufen, als hätten sie bei einem Major-Label unterschrieben.

Das Glitzern ad absurdum führen

Typisch für PC Music seien effektveränderte Stimmen, die roboterhaft, manchmal übermenschlich klingen. "PC Music führt das Plastikhafte, das Glitzern des Mainstream-Pops ad adsurdum, indem es anerkennt, dass Pop immer ein Produkt ist und das reflektiert", sagt Möller.
Das sei von Anfang an so angelegt gewesen. Labelgründer A. G. Cook habe in einem Interview gesagt, er wolle Leute unter Vertrag nehmen, die normalerweise keine Musik machen, und diese Leute dann so verkaufen, als hätten sie bei einem Major-Label unterschrieben.

Nach wie vor eine Pop-Avantgarde

Popstars wie Carly Rae Jepsen oder Charli XCX würden regelmäßig mit dem Label zusammenarbeiten und so deren besondere Ästhetik in den Mainstream tragen. PC Music könnte ein kurzzeitiges Phänomen bleiben, meint Möller. Das Label gehöre mittlerweile zu Columbia Records, das wiederum dem Major-Label Sony gehöre. "Damit hat sich der Witz des Labels, so zu tun, als sei es ein Major-Label, ein Stück weit auserzählt", resümiert Möller.
Dennoch handele es sich bei PC Music nach wie vor um eine Pop-Avantgarde und sein Sound wirke auf den Mainstream. Das Label habe Künstlerinnen und Künstler veröffentlicht, die wenig bekannt waren, deren Sound aber äußerst experimentell und interessant sei.
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