Britischer Viertligist Forest Green Rovers

Der erste klimaneutrale Fußball-Klub der Welt

Mehrere Fußballspieler stehen auf einem Platz zusammen, ein Spieler springt einem anderen auf die Schultern
Spieler der Forest Green Rovers feiern ein Tor gegen Coventry City. © UK Sports Pics Ltd/Imago
Von Hendrik Buchheister · 25.11.2018
Solarstrom, E-Rasenmäher und vegane Stadionwurst: Mit einem ungewöhnlichen Werbekonzept wurde der britische Viertligist Forest Green Rovers bekannt. Die Vereinten Nationen zertifizierten dem Klub nun, der erste klimaneutrale Verein der Welt zu sein.
Bei den Forest Green Rovers findet ein einzigartiges Experiment statt. Der Verein hat sich eine komplett neue Identität zugelegt, um Werbung zu machen für eine vermeintlich bessere Welt.
Er hat sein Logo und seine Farben geändert. Von Schwarz-Weiß zu Neongrün. Der Strom im Stadion New Lawn kommt aus Sonnenenergie, die mit Hilfe der Solarzellen auf dem Stadiondach gewonnen wird. Vor dem Stadion stehen Ladestationen für Elektro-Autos. Regenwasser wird in einem Tank neben der Haupttribüne gesammelt und für die Toiletten genutzt. Der Rasen wird mit biologischem Dünger behandelt und von einem selbst fahrenden Elektro-Rasenmäher gemäht. Die Tornetze sind kompostierbar. Bei den Spielen gibt es für Fans, Spieler und Mitarbeiter ausschließlich veganes Essen.

Hinter den Green Forest Rovers steckt ein Öko-Millionär

Der Mann hinter dieser Verwandlung ist Dale Vince, ein 57 Jahre alter Unternehmer aus dem Nachbarort. In seiner Jugend reiste er als Hippie durch Europa. Später gründete er eine Firma für Ökostrom und wurde damit zum Millionär. Vor acht Jahren bat ihn der Verein um ein bisschen Geld, um über den Sommer zu kommen, wie er es ausdrückt.
"Kurz danach war klar, dass wir in einem viel größeren Schlamassel steckten. Ich musste die komplette Verantwortung übernehmen, sonst würde der Klub zusammenbrechen. Ich wollte nicht unbedingt und hatte genug andere Sachen zu tun aber habe entschieden, das zu machen, unsere Anliegen zum Thema Nachhaltigkeit in den Klub zu integrieren und damit nicht nur unsere Fans zu erreichen, sondern alle Fußballfans und hoffentlich auch andere Sport-Fans."
Mit dem neuen Logo und den neuen Vereinsfarben konnten die Fans noch gut leben. Doch dass es künftig kein Fleisch mehr im Stadion geben sollte, wollten sie nicht einsehen. Schließlich gehören Burger, Pasteten und Rinderbrühe in England zum Stadionbesuch dazu wie der Ball und das Flutlicht.

Statt Stadionwurst gibt's Fleischersatzprodukte

"Mit dem Essen war es etwas komplizierter. Einige Leute haben sich dadurch beleidigt gefühlt, dass wir kein Fleisch anbieten. Sie haben es so dargestellt, dass wir ihnen etwas diktieren würden. Aber wir haben klar gemacht, dass wir einfach nur die Verantwortung über das Essen gemäß unserer eigenen Prinzipien übernehmen. Wir haben den Leuten gesagt, dass sie gerne ihr eigenes Fleisch mitbringen können. Wir halten da niemanden auf. Aber wenn wir dafür verantwortlich sind, das Essen zu kaufen und zu servieren, dann muss es nach unseren Prinzipien stattfinden. Und aus meiner Sicht ist Fleisch eine schlechte Sache."
Bei den Spielen der Forest Green Rovers werden stattdessen Burger oder Pasteten mit Fleisch-Ersatz serviert, verschiedene Salate und natürlich Fritten.
Dale Vince bestreitet, dass die ungewöhnliche Ausrichtung des Vereins eine Marketing-Strategie für den Klub oder sein Unternehmen sei, und fühlt sich durch die Frage fast ein bisschen belustigt:
"Das liegt in der menschlichen Natur, nicht wahr? Es kann nicht das sein, wonach es aussieht, es muss immer etwas anderes sein. Unserer Firma geht es nicht um Geld. Wir wollen die Welt verändern. Wir wollen unsere Botschaften zum Thema Nachhaltigkeit unter ein breiteres Publikum bringen. Fußball ist ein großartiger Kanal zur Kommunikation."

Seit der Öko-Übernahme verdreifachte sich der Zuschauerschnitt

Vince glaubt, dass er mit dem Verein viele Menschen erreichen kann, die seiner Meinung nach noch Nachholbedarf bei Umweltschutz, Tierschutz und sauberer Energie haben. Die Zahlen geben ihm Recht. Der Zuschauerschnitt hat sich seit seiner Übernahme fast verdreifacht, auf knapp 3.000 in der vergangenen Saison.
In der Küche im Stadion steht Jade Crawford. Sie ist die Chefköchin des Klubs und hat schon mehrfach beobachtet, dass die Besucher gar kein Problem mit veganem Essen hätten, wenn sie es erstmal probiert haben.
"Viele Fußballfans würden sich normalerweise nicht für Veganismus interessieren. Unser Verein öffnet vielen Leuten die Augen. Natürlich, wir sind für Veganismus bekannt, aber nicht jeder weiß davon. Also kommen sie her und probieren zum Beispiel unseren Pie und denken, es sei Hähnchen. Darum geht es: die Leute kommen, probieren unser Essen und stellen fest, dass es ganz lecker ist. So sprechen wir ein neues Publikum an."
Es gibt immer noch Fans, die skeptisch sind und Fleisch im Stadion vermissen. Doch sie freuen sich, dass ihr kleiner Verein eine so große Aufmerksamkeit genießt. Und wenn bald vielleicht sogar Zweitliga-Fußball gespielt werden soll bei den Forest Green Rovers – noch besser.

Hören Sie dazu auch einen Kommentar von Stefan Osterhaus.
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