Brit Awards in London

Spektakel ohne die ganz großen Stars

Die Band The 1975 gehört zu den Gewinnern der Brit Awards 2019.
Die Band The 1975 gehört zu den Gewinnern der Brit Awards 2019. © dpa / picture alliance / Victoria Jones
Von Tobias Armbrüster · 21.02.2019
The 1975, George Ezra und Jorja Smith sind die Hauptgewinner der diesjährigen Brit Awards. Pink nutzte für ihre Show einige Flammenwerfer. Ansonsten blieben die ganz großen Stars zuhause. Interessant war die Veranstaltung trotzdem.
Die Musik von George Ezra kennt man inzwischen überall auf der Welt, Texte, Melodien milliardenfach abgespielt - und dann steht dieser 25-jährige Mann da plötzlich in seinem einfachen schwarzen Hemd auf der Bühne und sagt, dass er sich leider keine Namen merken kann: "I won't name anybody because I'll forget somebody".
George Ezra - ausgezeichnet als bester britischer Sänger gestern Abend. Die Brit Awards, das ist ja nicht einfach nur eine weitere Musikpreis-Verleihungs-Show - das ist auch jedes Jahr wieder der Versuch, ein Versprechen einzuhalten - seht her, liebe Welt, diese britische Insel ist zumindest, was Popmusik angeht, immer noch so etwas wie der Mittelpunkt - Musik-Talent ist hier sozusagen ein nachwachsender Rohstoff.

Zum ersten Mal gleich viele Frauen und Männer nominiert

Jorja Smith hat erst im letzten Jahr ihr erstes Album rausgebracht, jetzt der Brit Award für die beste britische Solo-Künstlerin - überhaupt die Sängerinnen, die Musikerinnen, die sollten an diesem Abend im Mittelpunkt stehen - unter den Nominierten zum allerersten Mal genauso viele Frauen wie Männer.
Dua Lipa hat die Auszeichnung bekommen für "One Kiss" als beste Single. Und ein musikalisches Statement gab es von Jess Glynne, die sich bei ihrem Hit "Thursday" live auf der Bühne gemeinsam mit 70 anderen Frauen die Schminke aus dem Gesicht nimmt, unter den Frauen ist übrigens auch ihre Mutter.
Frauenbilder in der Popmusik - wirklich etwas gesagt dazu haben allerdings wieder einmal die Männer. 1975, noch so ein britischer Exportschlager, vier junge Musiker in schwarzen Anzügen, die mit ihrer Mischung aus Indie, Rock und Pop gerade die Koffer packen für eine Welttournee. Und wie gesagt, sie machen sich Gedanken über ihre Kolleginnen in der Branche.

Band The 1975 erhält zwei Auszeichnungen

"Eine Freundin hat uns gesagt, in der Musik würde man schlecht gelaunte Männer als neu und künstlerisch aufregend betrachten - und Frauen, die solche Männer kritisieren gelten sofort als hysterisch und sie würden keine Kunst verstehen - vielen Dank."
The 1975 - sie nehmen an diesem Abend gleich zwei Brits nach Hause, einen als Beste Band und einen für das Beste Album, mit dem schönen Titel "A brief history of online relationships".
Dann ist da aber noch etwas in London, das sich auch mit noch so viel Popmusik, Foundation und Glitzer-Ohrringen nicht ausblenden lässt. Der Brexit, das Wort wird natürlich mit keiner Silbe erwähnt, aber Moderator Jack Whitehall versucht es mit Ironie. Die irische Band Westlife sei wieder aktiv, da klinge das mit der harten irischen Grenze auf einmal gar nicht mehr so schlecht. Großbritannien sei ja im Augenblick bekannt für seine Weltoffenheit, aber leider kämen die internationalen Stars nicht zu den Brit Awards.
"None of them can be bothered to turn up."

Was Pink der Preis bedeutet

Tatsächlich ist von den ausländischen Gewinnern kaum einer anwesend an diesem Abend - Ariana Grande, Beoynce, Drake. Alle lassen sich entschuldigen oder schicken nur kurze belanglose Gruß-Videos. Nur die Amerikanerin Pink ist da - und sagt dem britischen Publikum, wie viel ihr das bedeutet - dieser Brit-Award für und das in einer Reihe-Stehen mit den berühmten anderen Stars: "The Beatles, Sir Elton, Fleetwood Mac - it is beyond anything my brain can comprehend."
Dann singt Pink einige ihrer größten Hits und lässt sich vor dem Hintergrund von mehreren Flammenwerfern mit einem meterlangen roten Tuch um den Körper vom Dach dieser Stadionhalle abseilen - die Brit Awards - darunter machen sie es nicht, auch nicht in diesem Jahr.
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