Brieftaschen-Experiment

Überraschend ehrlich

08:43 Minuten
Jemand hebt eine Geldbörse auf, die ein Fußgänger offensichtlich verloren hat
17.000 Geldbörsen wurden weltweit plaziert, um die Ehrlichkeit der Finder zu testen. © Andrey Popov / imago images / Panthermedia
Christian Zünd im Gespräch mit Dieter Kassel  · 21.06.2019
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Die Menschen sind ehrlicher als gedacht, ist das Ergebnis eines Forscherteams, das mit 17.000 Brieftaschen weltweit experimentierte. Die meisten Finder versuchten, das verloren geglaubte Portemonnaie an den Besitzer zurückzugeben.
Was geschieht, wenn jemand eine fremde Brieftasche mit Geld auf der Straße findet? Dieser Frage hat sich jetzt ein internationales Forscherteam gewidmet und eine echte Überraschung erlebt: Die Mehrzahl der Finder sind ehrlich und bemühen sich den Besitzer zu finden.
Das Experiment mit 17.000 Brieftaschen in 40 Ländern zeigte überraschender Weise auch, dass sich die Finder umso ehrlicher verhielten, je mehr Geld in der Brieftasche enthalten war. In nahezu allen Ländern wurden Brieftaschen mit Geld häufiger zurückgegeben, als solche nur mit Schlüsseln und Visitenkarten, aber ohne Geld.

Ungute Gefühle

Eine Erklärung sei, dass sich die meisten Finder offenbar für den Besitzer der Brieftasche interessierten, sagte der Schweizer Volkswirt Christian Zünd, der an der Studie der US-University of Michigan in Ann Arbor als Co-Autor mitwirkte.

"Das andere scheint zu sein, dass Leute es nicht gerne haben, wenn sie sich wie Diebe fühlen müssen."
In einer Zusatzstudie hätten die Forscher deshalb Leuten die verschiedenen Brieftaschen gezeigt und sie gefragt, wie es sich anfühlen würde, wenn man den Besitzer nicht kontaktieren würde. Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass es nichts zu stehlen gebe, wenn in der Brieftasche kein Geld gewesen sei.

Fühlt sich wie Stehlen an

"Wenn da zehn Euro drin sind, fühlt sich das plötzlich wie Stehlen an und wenn da deutlich mehr Geld drin ist, dann fühlt es sich so richtig wie Stehlen an – die Leute mögen das nicht."
(gem)
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