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Gefängnis-Band "El Mono"
Schwere Jungs mit leisen Tönen

Im Gefängnis werden Menschen heute nicht mehr einfach nur weggesperrt, sondern es wird versucht, mit den Häftlingen gemeinsam kreativ zu sein und so Fehler aufzuarbeiten. Denn früher oder später sollen diese Gefangenen wieder im Leben draußen Fuß fassen. In der sächsischen JVA Zeithain beispielsweise gibt es ein vielversprechendes Bandprojekt.

Von Ronny Arnold | 17.08.2015
    El Mono im Proberaum der JVA Zeithain
    El Mono im Proberaum der JVA Zeithain (Deutschlandradio - Ronny Arnold)
    Seit Januar spielen sie zusammen: Die Band "El Mono", fünf Gefangene plus Bandleiter. Der ist Angestellter der sächsischen Justiz, betreut das Projekt in seiner Freizeit. Fast alle hier im Proberaum sitzen wegen Drogendelikten: Handel, Konsum, Beschaffung. Die Jungs covern Songs, schreiben aber auch eigene Lieder. Ihr neuester Titel: "Erde steht still". Eine gefühlvolle Ballade.
    Song-Zeile: "Für keinen ist es einfach, für keinen ist es leicht. Du willst auf mich warten, vielleicht."
    Für Marcus, der seit drei Jahren einsitzt, ein starker Titel, weil er seine eigenen Sehnsüchte sehr genau beschreibt. Der 30-Jährige hatte vor Haftantritt eine Freundin.

    "Und man hat die Sehnsucht nach der Familie"
    "Hier in Haft ist die Beziehung in die Brüche gegangen. Und was in dem Lied beschrieben wird, ist genau diese Thematik. Also dass man miteinander telefoniert und schon gemerkt hat, es wird immer weniger. Und irgendwann bleibt das dann auf der Strecke. Und man hat die Sehnsucht nach der Familie, nach dem Zuhause, nach dem, wo man sich wohlfühlt."
    Eine Wohlfühlanstalt ist die JVA Zeithain definitiv nicht. Hohe Gitterzäune aus Metall, fast jeder Weg wird von einem Wärter begleitet, strenge Regeln von früh bis spät. Und die Band kann nur proben, wenn es der Dienstplan von Projekteiter Sebastian Bibow zulässt. Der 38-Jährige bekommt dafür keinen Cent, doch er probt mit "El Mono", so oft er kann. Funktioniert so Resozialisierung?
    "Ich weiß nicht, ob es bessere Menschen dadurch werden. Aber ich kann ihnen ein Stück weit vermitteln, Selbstbewusstsein wieder zu bekommen, mutig zu sein und eine gewisse Leidenschaft zur Musik entfachen. Gerade, weil die Texte auch selber geschrieben werden, den Gefangenen so die Möglichkeit geben, das, was sie getan haben, zu verarbeiten, in Worte zu fassen."
    "Die Musik gibt mir auf jeden Fall viel, als Kompensierung für meine Fehler"
    Marcus sitzt in einer Zweierzelle: Doppelstockbett, ein Tisch, zwei Stühle. Das war's. Dazu eine Gitarre. Hier in der Zelle kann er üben, hier hat er viel Zeit zum Nachdenken. In wenigen Wochen geht Marcus in den offenen Vollzug. Anfang kommenden Jahres wird er entlassen.
    "Man schämt sich schon, dass man hier ist, für seine Fehler, das ist klar. Aber hier gibt es ja genug Stellen, hier gibt es einen psychologischen Dienst, es gibt genug Beamte, mit denen man reden kann. Ansonsten muss ich halt selber mit mir klarkommen. Und ich denke, die Musik gibt mir auf jeden Fall viel, als Kompensierung für meine Fehler, die ich gemacht habe. Die Strukturen hier, die kann man entweder nutzen für sich oder man widersetzt sich. Und dann kann es passieren, man durchläuft die Strukturen noch mal, wenn man wiederkommt. Aber ich versuche, es auszuschließen soweit wie ich kann. Und denke für mich, dass ich auf einem guten Weg bin."