Breitband Sendungsüberblick

Rechter Terror im Livestream

57:27 Minuten
Einschusslöcher an der Synagogentür in Halle.
Einschusslöcher an der Synagogentür in Halle. © Getty Images Europe/Jens Schlueter
Moderation: Dennis Kogel und Mike Herbstreuth · 12.10.2019
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Der Attentäter von Halle war auf rechten Online-Foren unterwegs, übertrug seine Tat live ins Netz und veröffentlichte ein "Manifest". Welche Rolle spielen rechtsextreme Foren im Kontext des Anschlags? Wäre die Tat ohne das Internet nicht passiert?
Der Attentäter von Halle soll vor seinem Anschlag in rechten Online-Foren unterwegs gewesen sein. Er streamte seine Tat im Internet und folgt damit der Vorgehensweise des Rechtsterroristen Brenton Tarrant, der im neuseeländischen Christchurch vor einigen Monaten 51 Menschen tötete und den Anschlag auf der Plattform Twitch übertrug. Außerdem veröffentlichte der Attentäter von Halle ein antisemitisches "Manifest", womit er ebenfalls den Christchurch-Attentäter und auch den norwegischen Massenmörder Anders Breivik nachahmte.
Rechtsextreme Einzeltäter seien heutzutage oft gar keine Einzeltäter, sagte der Generalbundesanwalt Peter Frank auf einer Veranstaltung einen Tag vor dem Anschlag in Halle. "Selbst wenn sie ihre Taten allein verübten, seien sie in eine virtuelle Gemeinschaft eingebunden, die im Internet ihre Morde bejubele", zitiert der Spiegel den Generalbundesanwalt.
Mit dem Journalisten Sebastian Meineck wollen wir darüber sprechen, welche Rolle rechte Foren bei dem akutellen Anschlag gespielt haben. Was bedeutet es, wenn man sagt, der Attentäter sei "Teil der Community" gewesen? Wäre die Tat ohne das Internet nicht passiert? Wie sehr verstärkt das Netz rechtsextremes Denken bei Attentätern? Und vor allem: Welche Lehren lassen sich aus dem Vorfall ziehen?

Zu starker Fokus auf die Täter?

Die Kritik kommt immer wieder auf: Bei Terroranschlägen fokussieren sich die Medien zu stark auf die Täter. Damit gehe deren Kalkül auf, öffentlichkeitswirksam zu handeln. "Wenn man dem Täter nicht zuspielen will, dann sollte man seine Bilder nicht zeigen. Es gilt, ein Bilderverbot durchzusetzen für die Reproduktion und die Multiplikation solcher Selbstinszenierung von Gewalt, einfach um der Opfer willen", sagte der Sozialwissenschaftler David Bergrich im Deutschlandfunk Kultur.
Wie aber könnte eine angemessene Berichterstattung aussehen, die auch den Opfern gerecht wird? Wie viel darf und soll man von einer Tat zeigen – vor allem dann, wenn sich der Täter selbst filmt? Wie weit geht berechtigtes Informationsinteresse? Darüber reden wir mit der Medienjournalistin Vera Linß.

Digitale Rebellion für den Klimaschutz

In dieser Woche legten die Umweltaktivisten von Extinction Rebellion Teile Berliner Innenstadt lahm. Auch in anderen europäischen Städten gab es Aktionen. Doch im Netz ist von der Klimaschutzbewegung nicht viel zu spüren – wenn man von der reinen Mobilisierung absieht. Früher gab es Occupy oder Anonymous im Netz. Und jetzt? Wie könnte digitale Rebellion im Klima-Kontext aussehen? Matthias Finger gibt Schützenhilfe und erinnert an die Geschichte des digitalen Protests.
Die Autorin Gina Schad untersucht in ihrer Doktorarbeit das Verhältnis zwischen analogem und digitalem Widerstand. Für welche Zwecke ist welche Form besser geeignet? Warum gibt es aktuell keine Aktionen im Netz und wie digitalaffin sind die Klimaaktivisten überhaupt? Darüber sprechen wir mit der Autorin.

Greta-Skeptiker setzen auf Solutionismus

Auf Technik gegen den Klimawandel setzen viele Skeptiker von Greta Thunberg – damit hat sich Sascha Lobo in seiner Spiegel Online-Kolumne befasst. Er zitiert darin Angela Merkel, die auf der Uno-Klimakonferenz über Thunbergs Rede sprach und sagte, dass nicht ausreichend zum Ausdruck gekommen sei "in welcher Weise Technologie, Innovation gerade im Energiebereich, aber auch im Energieeinsparbereich uns Möglichkeiten eröffnet, die Ziele zu erreichen. (...) Ich messe Innovation und Technologie eine sehr große Bedeutung bei."
Kann (digitale) Technologie die Probleme des Klimawandels lösen? Vor allem: Sollten wir uns darauf verlassen, dass zukünftige Entwicklungen uns retten können? Oder ist die Technikgläubigkeit der Greta-Skeptiker ignorant und naiv? Darüber sprechen wir mit Peter Unfried, dem Chefredakteur von taz.FUTURZWEI.

Rebellion in Science Fiction

Eines verbindet alle Klimaschützer, Demonstranten und Rebellen: Ihre Proteste richten sich in die Zukunft. Fridays for Future, Scientists for Future, Rebellion gegen ein zukünftiges Aussterben – wenn die Zukunft eine so große Rolle spielt, dann ist es naheliegend, die literarischen und filmischen Werken zu Rate zu ziehen, die sich mit Utopien und Dystopien beschäftigen.

Jochen Dreier hat sich in der Science Fiction umgeschaut, wie dort Rebellionen rund um Ressourcenkonflikte und Klimaprobleme behandelt werden.

Die Netzmusik-Playlist

Das Team

Moderation: Mike Herbstreuth und Dennis Kogel
Redaktion: Vera Linß und Jana Wuttke
Netzmusik: Mike Herbstreuth
Webredaktion: Nora Gohlke
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