Bregenzer Festspiele

02.08.2013
Neben ihren populären Programmen und den schillernden Inszenierungen auf der Seebühne widmen sich die Bregenzer Festspiele unter ihrem Intendanten David Pountney immer mal wieder zu Unrecht vergessenen Komponisten.
Vor drei Jahren sorgte die Aufführung der Oper "Die Passagierin" von Mieczysław Weinberg für Furore. Der jüdische Warschauer Komponist überlebte Krieg und Verfolgung in der Sowjetunion.

Auf andere Weise konnte sich André Tschaikowsky retten. Der 1935 als Robert Andrzej Krauthammer ebenfalls in der polnischen Hauptstadt geborene Musiker blieb am Leben, weil seine Oma für ihn Papiere fälschen ließ. Darin hier er Tschaikowsky – genauso wie der Lieblingskomponist der Großmutter – ganz einfach. So konnte der Junge das Ghetto verlassen und in einem Versteck überleben. Der Name blieb für ihn ein Auftrag – er behielt ihn und wurde Pianist und Komponist. Später siedelte er nach England über.

Zu seinen größten Werken gehört die Oper "Der Kaufmann von Venedig". Dass ausgerechnet ein Shoa-Überlebender dieses Shakespeare-Stück, das mit antisemitischen Klischees angereichert ist, vertonen muss? Die Begrenzer Festspiele präsentieren dieses Werk und diskutieren darüber auf einem Symposium. Der polnische Pianist Maciej Grzybowski spielt beim Festival außerdem zusammen mit den Wiener Symphonikern unter Paul Daniel das bekanntestes Orchesterstück André Tschaikowskys, das Klavierkonzert op. 4.

Im Vergleich mit der zweiten Sinfonie von Sergej Rachmaninow im zweiten Teil des Abends wird sich zeigen, wie modern und originell dieser A. Tschaikowsky, dieser vergessene Komponist gedacht und geschrieben hat. Er wurde leider nur 46 Jahre alt. Doch sein musikalisches Erbe ist es wert wiederentdeckt zu werden. Die Bregenzer Festspiele gehen da mit gutem Beispiel voran.



Bregenzer Festspiele
Festspielhaus
Aufzeichnung vom 22.07.13

André Tschaikowsky
Konzert für Klavier und Orchester op. 4

ca. 20:37 Uhr Konzertpause
"Er war kein Sonntagskomponist" –
Die britischen Musikwissenschaftler Anastasia Belina-Johnson und Martin Anderson und der israelische Dirigent Uri Segal über den Komponisten und Pianisten André Tschaikowsky
Von Volker Michael
anschließend ca. 20:50 Uhr Nachrichten

Sergej Rachmaninow
Symphonie Nr. 2 e-Moll


Maciej Grzybowski, Klavier
Wiener Symphoniker
Leitung: Paul Daniel