Brasiliens WM-Niederlage

"Den Kopf wieder einschalten"

Luiz Gustavo und Dante ärgern sich über eines der vielen Gegentore im WM-Spiel gegen Deutschland.
Luiz Gustavo und Dante ärgern sich über eines der vielen Gegentore im WM-Spiel gegen Deutschland. © picture alliance / dpa / Sharifulin Valery
Moderation: Nicole Dittmer und Julius Stucke · 09.07.2014
Die brasilianische Fußballmannschaft ist auch am großen Erwartungsdruck gescheitert, meint der Kölner Sportpsychologe Werner Mickler. Eine gute mentale Vorbereitung sei für Sportler genau so wichtig wie ein technisch-taktisches Training.
Mit 7:1 hat Brasilien im WM-Halbfinale gegen Deutschland verloren. Woran lag es? Viele Probleme Brasiliens wie etwa die soziale Situation oder die bevorstehenden Wahlen seien auf den Fußball projiziert worden, sagte Mickler Deutschlandradio Kultur: "Der Fußball muss jetzt für alles herhalten. Das innerhalb einer ganzen Nation zu machen, das ist eine sehr herausfordernde Sache. Und wenn die Emotionen dabei eine Hauptrolle spielen, dann wird es ganz schwierig, damit umzugehen."
Auf so eine mit großem mentalen Druck verbundene Situation müsse man gut vorbereitet sein, sagte Mickler: "Allein, wenn ich schon in das Stadion einlaufe. Wenn die Nationalhymne gespielt wird, alle mitsingen und so weiter. Das kennt jeder aus eigener Erfahrung: Wenn ich urplötzlich nur noch meinen Emotionen freien Lauf lasse, dann wird es ganz, ganz schwierig, den Kopf wieder einzuschalten."
Aus den Erfahrungen der vorherigen Wettbewerbe gelernt
Bestimmte Dinge müssten schon im Vorfeld trainiert werden - genau so, wie es auch im technisch-taktischen Bereich geschehe: "Das heißt, ich muss bestimmte Mechanismen für mich haben, wie ich mit solchen Situationen umgehen kann. Ob es einfache Atemtechniken, Visualisierungstechniken oder anderes sind. Wenn man die vorher gelernt hat, dann kann man sie in der kritischen Situation einsetzen."
Mickler glaubt, dass die deutsche Nationalmannschaft im Vorfeld des WM-Turniers bereits gut vorbereitet worden sei. Die Mannschaft, die sich ja schon länger kenne, habe aus den Erfahrungen der vorherigen Wettbewerbe gelernt.
Man habe mit ihnen gearbeitet und ihnen gesagt: "Das, was damals noch nicht funktioniert hat, das müssen wir verändern. Daher glaube ich, dass die Vorarbeiten sehr gut gelaufen sind. Und dass jetzt im Moment gar nichts mehr gemacht werden muss. Jeder ist fokussiert, jeder weiß, was er zu tun und zu machen hat."