"Bornholmer Straße"

Das Groteske am Mauerfall

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Die Schauspieler Ulrich Matthes und Charly Hübner (v.l.n.r.) bei der Premiere des Films "Bornholmer Straße" © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Moderation: Matthias Hanselmann · 05.11.2014
Spagat zwischen Komödie und Tragödie: Was ist am 9. November 1989 an der Bornholmer Straße wirklich passiert? Aus der einsamen Entscheidung eines Grenzsoldaten hat Christian Schwochow einen ARD-Film gemacht - wunderbar und originell, findet Ulrich Matthes, einer der Darsteller.
Heute Abend wird in der ARD der Film "Bornholmer Straße - Die unglaubliche, aber wahre Geschichte von Oberstleutnant Harald Schäfer" gezeigt. Er erzählt die Nacht des 9. November 1989 aus der Sicht des Grenzers Harald Schäfer: Er entschied damals, den Grenzübergang an der Bornholmer Straße öffnen zu lassen.
In dem Film spielt Ulrich Matthes die Rolle des Stasi-Oberst Hartmut Kummer, dem Vorgesetzten von Harald Schäfer (dargestellt von Charly Hübner).
Was hat den Schauspieler an dem Drehbuch des Films gereizt? Es sei die Mischung aus komischen, witzigen Momenten und dem "Großereignis" des Mauerfalls gewesen, sagte Matthes im Deutschlandradio Kultur:
Sein Land, seine Biographie unterm Hintern weggezogen
"Es ist eine wunderbar originelle Mischung aus dem grotesken Zustand eines Menschen, der sich am Anfang dieser Nacht im Besitz der absoluten Wahrheit befindet. Und dem am Ende dieser Nacht seine gesamte Ideologie, sein Land, seine Biographie unter dem Hintern weggezogen wird."
Ihm sei schnell klar geworden, dass er sich über diese Entwicklung nicht lustig machen wollte, meinte Matthes:
"Dass es nach außen hin auch etwas Groteskes, etwas Komisches hat, war mir klar. Das hat mich auch gereizt. Dass es aber sozusagen aus der Innenansicht eine Tragödie ist, das gibt dem Ganzen etwas wirklich Großes."
Die von ihm gespielte Figur von Oberst Hartmut Kummer habe es historisch tatsächlich gegeben, sagte Matthes. Dessen starker Alkoholkonsum sei allerdings im Sinne der Komik vom Drehbuch ausgedacht worden:
"Also dass man im Laufe der Nacht immer besoffener wird, das hat man dazu erfunden. Darauf habe ich mich aber auch gefreut. Das ist irgendwie schön: so langsam zu entgleisen."
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