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Russland
Putin und wie er die Krim sah

Nach anderthalb Wochen ohne öffentlichen Auftritt hat Russlands Präsident Wladimir Putin heute seinen kirgisischen Amtskollegen getroffen. Zuvor sorgte er mit einer Krim-Dokumentation für Aufsehen: In dem nun ausgestrahlten Film schrieb er seine Sicht auf die Geschichte fort.

Von Sabine Adler | 16.03.2015
    Russlands Präsident Wladimir Putin erklärt die Ergebnisse des Ukraine-Krisengipfels in Minsk.
    Russlands Präsident Wladimir Putin macht mit einer TV-Dokumentation Schlagzeilen. (AFP / Alexander Zemlianichenko)
    Mit einem Mammutprogramm feierte das russische staatliche Fernsehen die Heimholung der Krim und Wladimir Putin sich selbst. Vor einem Jahr hatte der Präsident noch abgestritten, dass die sogenannten höflichen grünen Männchen russische Soldaten sind, nun hat er erklärt, dass die Annexion unter seinem persönlichen Kommando stand: "Unser Vorteil war, dass ich mich damit persönlich beschäftigt habe. Wenn sich damit der erste Mann im Staat befasst, dann können die Untergebenen leichter arbeiten. Sie fühlen dann, dass sie einen Befehl ausführen."
    Zweieinhalb Stunden lang verbreitete der Kanal Rossia 1 die Kremlversion von der Annexion der Krim. Putin schilderte, mit welchem militärischen Aufgebot die russische Armee vor einem Jahr vorging. Und auf die Frage, ob die Atomstreitkräfte in Kampfbereitschaft versetzt worden sind, antwortete Putin: "Wir waren dazu bereit. Die Krim war eine hochaufgerüstete Region. Zu Wasser und an Land. Mehr als 20.000 Soldaten waren mobilisiert und bewaffnet worden. 43 Luftabwehrraketensysteme vom Typ S 300 sowie 20 vom Typ Buk waren im Einsatz, zudem Raketen, zur Abwehr von feindlichen Schiffen. Das war eine sehr ernst zu nehmende Faust."
    Das Bastion-Raketensystem, das er als das derzeit modernste beschrieb, sei ebenfalls aufgestellt worden: "Damit klar war, dass die Krim sehr gut geschützt ist, haben wir es so postiert, dass es auch aus dem Weltall zu sehen war."
    Ein Interview und viele Freiwillige
    Putin, der russische Oberbefehlshaber, hält derzeit die Gerüchteküche am Brodeln, weil niemand weiß, ob er krank ist. Er ist tagelang nicht in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Nach Aussagen des Fernsehsenders hat der Präsident den 150 Minuten langen Dokumentarfilm gestern Abend auch erstmals gesehen, so wie viele Millionen russischen Zuschauer. Tagelang wurde für den Film geworben. Dem Regisseur Andrej Kondraschenko zufolge haben bei der Produktion viele Freiwillige begeistert mitgeholfen, zum Beispiel die dramatischen Ereignisse vor einem Jahr nachgespielt: "Wenn wir sagten, dass wir einen Film über die Heimholung der Krim drehen, sagten die Leute sofort: Oh, wie können wir Ihnen helfen? Die Leute auf der Krim sind alle Helden. Jedenfalls die 96 Prozent, die für die Wiedervereinigung mit Russland stimmten."
    Im Wesentlichen bestand die Dokumentation aus einem Interview mit dem Staatsoberhaupt, der sich hochzufrieden zeigte mit der Heimholung der Halbinsel: "Wir haben niemals daran gedacht die Krim der Ukraine zu überlassen, niemals. Und als der Umsturz begann und die Menschen in Gefahr waren, dass sie von den Nationalisten malträtiert werden, habe ich eine geheime Umfrage auf der Krim angeordnet, über die Vereinigung mit Russland, 70 Prozent waren dafür. Das ist unser historisches Territorium, dort leben russische Menschen, sie waren in Gefahr, wir konnten sie nicht im Stich lassen, wir wollten keine Besetzung der Krim, keine Annexion."
    Die Krimbewohner sollten Verstärkung bekommen, dafür wurden laut Putin die russischen Soldaten eingesetzt, die auf der Krim stationiert sind. Diese Aussage steht im Widerspruch zu Beobachtungen im vorigen Jahr, als Einheiten unter anderem aus Südrussland auf der Halbinsel gesichtet wurden: "Formal unterstützten die Europäer die Opposition, aber wir wissen, dass die wirklichen Strippenzieher unsere amerikanischen Partner und Freunde waren. Sie haben den Nationalisten geholfen und den Kampfverbänden, die auch in Polen und Litauen ausgebildet worden sind. Sie haben bei einem Umsturz geholfen."
    Die wichtigste Aussage dieser zweieinhalbstündigen Dokumentation: Putin hat die Krim vor den ukrainischen Faschisten gerettet. Ein Betroffener, der gehindert wurde, Russisch zu sprechen, kam nicht zu Wort, dafür viele dankbare Krimbewohner, wie dieser: "Ich bin Russland so dankbar, dass die Krim nach Hause zurückgekehrt ist. wir sehen was in Donezk und Lugansk vor sich geht, wenn das hier auf der Krim passiert wäre, wäre die Tragödie noch viel größer."