Boheme in DDR und heute

"Ein letzter Ort des Exzesses"

Anna Müller im Gespräch mit Timo Grampes · 16.11.2016
Wie ergeht es der Tochter des Dramatikers Heiner Müller, wenn sie über das Boheme-Leben ihres Vaters in der DDR liest? Beschrieben wird es in dem Buch "Stierblutjahre" von Jutta Voigt, das Anna Müller als humorvoll und kritisch zugleich empfindet.
"Stierblutjahre" heißt das kürzlich erschienene Buch der Journalistin Jutta Voigt. Darin wird an das Leben der "Boheme des Ostens" erinnert und an den titelgebenden ungarischen Wein.
Es geht um nächtelange Gespräche mit sehr viel Alkohol. Wichtige Orte für die Boheme in der DDR waren zum Beispiel der Künstlerclub "Möwe" in Berlin-Mitte.

Die Bohème von heute

Anna Müller, Jahrgang 1992, ist die Tochter des Dramatikers Heiner Müller, der in "Stierblutjahre" immer wieder vorkommt. Sie habe Jutta Voigts Buch mit viel Vergnügen gelesen, sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Es sei "eine sehr persönliche Chronik".
"Ich finde, dass es sich sehr humorvoll liest, aber auch sehr kritisch."
Anna Müller kennt viele der Schauplätze des Buches aus heutiger Sicht - zum Beispiel die King Size Bar in Berlin-Mitte, die in der Ostberliner Schwulenszene sehr beliebt war.
Es sei "ein geschützter Ort in einer schnellen Stadt, ein letzter Ort des Exzesses in einer konservativen Gegend". Mit Blick auf die vielen geschlossenen Kneipen und Clubs in Berlin sei es toll, einen Rückzugsort zu haben.
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