Blitzermeile in Stuttgart

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Geschwindigkeitskontrolle - Lasermessgerät
Geschwindigkeitskontrolle - Lasermessgerät © picture alliance / dpa / Inga Kjer
Von Uschi Götz · 06.09.2016
Bis 21 stationäre Blitzer stehen in Stuttgartund jeder Stuttgarter weiß: Wer schneller als erlaubt fährt, wird geblitzt und zwar überall. 2008 hat die Stadt ihre Geschwindigkeitsüberwachung verstärkt, Stuttgart setzt auf das Prinzip: Wer zu schnell fährt, zahlt!
Wieder hat es einen erwischt, mitten in Stuttgart. Es muss ein Fremder sein, denn jeder Stuttgarter weiß: Wer schneller als erlaubt fährt, wird geblitzt und zwar überall. 50, 40, 30 – Augen auf bei den sich scheinbar täglich ändernden Tempolimits in der Stadt:
"Die Stadt Stuttgart hat seit dem 2008 ihre Geschwindigkeitsüberwachung verstärkt. Wir haben aktuell in Stuttgart 21 Standorte, an denen wir stationär messen, insgesamt haben wir an diesen 21 Standorten 36 Messplätze."
21 Standorte, sagt Thomas Grab vom Amt für öffentliche Ordnung. Gefühlt sind es mindestens doppelt so viele. Der Trick: Manche Blitzer sind alt und funktionieren nicht mehr, aber man kann ja nie wissen.
Die Fahrt mit einem Testwagen beginnt bei der Universität Stuttgart- Vaihingen. Ein akustisches Signal weist den Fahrer des Wagens auf Radarfallen hin.
Bis zum SWR Funkhaus in der Neckarstraße sind es durch die Innenstadt allein acht Messstationen. Alte graue Kästen und moderne Säulen, die so unauffällig wie Laternenmasten am Rande der Strecke stehen und einen auch auf der Überholspur im Windschatten eines LKWs erreichen können. Der ADAC hat sein Büro genau an der Cannstatter Straße, dort wo sich die Anlagen scheinbar von alleine vermehren. Reimund Elbe:
"Wir haben natürlich wahrgenommen, dass es hier in Stuttgart deutlich mehr Geschwindigkeitsmessanlagen gibt, als noch vor zehn oder 15 Jahren. Und besonders auffällig ist, dass diese Anlagen vor allem auf Bundesstraßen aufgebaut werden, die hier durch das Stadtgebiet führen."

Die Stadt Stuttgart verdient Millionen mit Schnellfahrern

Dabei handelt es sich keineswegs um Stellen, wo sich besonders viele Unfälle in der Vergangenheit ereignet haben. Vielmehr liegt der Verdacht nahe, dass genau dort Blitzer aufgestellt wurden, wo besonders viele Autofahrer schnell fahren und sich so schnell die Kassen der Stadt füllen lassen.
Bis zu 10 km/h zu schnell kostet 10 Euro Bußgeld, bei 40 km/h sind es schon 120 Euro, danach wird es noch teurer, allerdings wird man ab 40 Sachen zu schnell auch seinen Führerschein für einige Zeit los.
Die Schwaben machen vor, wie sich mit Schnellfahrern Geld verdienen lässt: 5,5 Millionen Einnahmen brachten der Stadt die stationären Radarstationen allein im vergangenen Jahr. Noch einmal drei Millionen Euro kamen durch mobile Geschwindigkeitskontrollen ins Stadtkässle:
"Davon muss man natürlich auch die laufenden Betriebswartungskosten abziehen, die Personalkosten, das, was über diese Geschwindigkeitsanlagen eingespielt wird, das ist kein Nettogewinn."
Beim ADAC wird das anders gesehen:
"Natürlich sind solche Geschwindigkeitsmessanlagen mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle für viele Städte und Gemeinden. Es ist aber so, dass die Autofahrerinnen und Autofahrer selbst in der Hand haben, ob sie diesen Beitrag dazu leisten. Das heißt, wer sich an die Regeln hält, der wird auch nicht geblitzt. Heißt aber auch im Umkehrschluss, man sollte auch diejenigen, die geblitzt worden sind überzeugen, dass es eine richtige Maßnahme war."

Geschwindigkeitskontrollen sollen Autofahrer erziehen

Zwei neue Radarfallen stehen in Stuttgart seit Mai entlang einer Partymeile in der Innenstadt. Hintergrund ist ein schwerer Verkehrsunfall. In nur neun Tagen wurden an der Theodor-Heuss-Straße 3600 Autos geblitzt. Mittlerweile wirkt die Erziehung, jetzt werden wesentlich weniger Autofahrer geblitzt.
"Wir beobachten, haben über lange Zeit beobachtet, dass gerade auf dieser sogenannten Partymeile sehr viele Poser unterwegs sind, die mit überhöhter Geschwindigkeit diesen Streckenabschnitt befahren."
Die Ziele sind: Sicherheit, weniger Lärm und weniger Schadstoffe. Denn nirgendwo sonst in ganz Deutschland werden so hohe Feinstaubwerte gemessen wie im Talkessel von Stuttgart. Auch dieses Problem will man mit verkehrserzieherischen Maßnahmen weiter in den Griff bekommen. Der Verkehr wird in der Innenstadt bisweilen auf 30 Stundenkilometer gebremst.
"Wir halten das schon für glaubhaft, wenn die Stadt diese Maßnahme ergreift, um die Feinstaubbelastung zu senken. Aber wir weisen auch ganz klar darauf hin, dass man sich nicht zu viel versprechen sollte, um Emissionen zu senken braucht man sehr, sehr viele Maßnahmen."
Das wissen die Verkehrsplaner natürlich auch. Doch Stuttgart setzt auf das Prinzip: Wer zu schnell fährt, zahlt! Und wenn am Ende im Haushalt der eine oder andere Euro dadurch übrig bleibt, freut das den grünen Oberbürgermeister Fritz Kuhn besonders.
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