"BlackKklansman" von Spike Lee

Bilder als scharfe Waffe gegen Rassismus

Die Schauspieler Laura Harrier und John David Washington
Die Schauspieler Laura Harrier und John David Washington in dem Film "BlackKklansman" von Regisseur Spike Lee. © picture alliance/dpa/Capital Pictures
Patrick Wellinski im Gespräch mit Nicole Dittmer · 22.08.2018
Der neue Film von US-Regisseur Spike Lee "BlackKklansman" ist die Geschichte eines schwarzen Polizisten, der sich in den Ku-Klux-Klan einschleicht. Unser Kritiker Patrick Wellinski spricht von einem wichtigen, mutigen Film.
Morgen läuft der neuste Spielfilm des US-Amerikanischen Regisseurs Spike Lee in den deutschen Kinos an. "BlackKklansman" basiert auf einem wahren Fall und ist die Geschichte des schwarzen Polizisten Ron Stallworth, der sich in den 1970er Jahren in den Ku-Klux-Klan eingeschleust hat, und zwar durch das Telefon.

"In den USA ist "BlackKklansman" derzeit ganz weit oben in den Kinocharts und obwohl dies ein Film über den US-amerikanischen Rassismus ist, hat der Spielfilm auch sehr viel mit uns zu tun, sagte Filmredakteur Patrick Wellinski im Deutschlandfunk Kultur. "Das ist das große Kunststück von BlackKklansman ist es einen konkreten Fall so zu erzählen, dass er sich als große Zeitdiagnose lesen lässt." Spike Lee habe während der Weltpremiere seines Films bei den Filmfestspielen in Cannes ganz deutlich gesagt, dass er den gesamten Rechtsruck im Westen mit äußerster Sorge betrachte. Vor allem, weil die Strategien der Rechtspopulisten und Nationalisten, unabhängig von den jeweiligen Ländern ähnlich, wenn nicht sogar gleich seien.

Rassistischer Mainstream

"BlackKklansman erzählt auf seiner Metaebene genau davon, wie sich rassistische und fremdenfeindlich Strukturen ihrer Zeit anpassen, wie sie versuchen auch in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert zu werden und wie der Mainstream, der mediale aber auch der politische, die Zeichen der Zeit nicht gelesen haben und jetzt mit den Folgen kaum mehr fertig wird", sagte Wellinski.
Spike Lee guckt in die Kamera und legt seinen Zeigefinger auf den Mund.
Spike Lee präsentierte seinen Film "BlacKkKlansman" erstmals in Cannes.© imago / Empics Publication / Doug Peters
Das mache diesen furchtlosen Film auch so großartig. Da sei einmal die Art der Aufmachung, denn vom Rhythmus und vom Tempo her handele es sich zunächst einmal um eine konventionelle Buddy-Komödie. "Das ist lustig, schnell und mit viel Wortwitz gespickt." Der Film sei so unterhaltsam, dass der Zuschauer im nachhinein über sein eigenes Lachen erschrecke. "Vor allem die Darstellung des Ku-Klux-Klans ist zum Brüllen komisch", sagte Wellinski. "Das sind lächerliche Gestalten, aber die charismatischen Anführer posaunen plötzlich die gefährlichen Ideologien hinaus." In dem Film würden einige Reden geschwungen, bei denen man genau zuhören müsse, um herauszuhören, wie dort Weltsichten kollidieren und welche Rhetorik verwandt werde.

Interessante Entwicklung der Figuren

Die Figuren seien keine bloßen Schablonen, sondern sie entwickeln sich im Verlauf weiter. Wellinski nannte als Beispiel Rons jüdischen Kollegen, der plötzlich mit den Klan-Mitgliedern konfrontiert werde. "Jeder muss seine Rolle in diesem Konflikt definieren", sagte Wellinski. Das gelte auch für Rons Kollegen, der sich mit seiner Identität erst während des Falls auseinandersetze.
Der Film hinterfrage auch die Rolle der Medien und vor allem des Kinos, so zitiert er beispielsweise das 1970er Blacksploitation-Kino. Den Auftakt bildeten einige Filmausschnitte aus dem Klassiker "Aus vom Winde verweht" und im Finale spiele der Stummfilmklassiker von "The Birth of a Nation" eine große Rolle. Sprich: Filmklassiker, die den Rassismus fest in ihre Handlung eingeschrieben hätten. Und Spike Lee nutzt zum Beispiel die visuellen Errungenschaften von "Birth of A Nation", konkret: die Parallelmontage, die D.W. Griffith 1915 mit diesem Film quasi erfunden hat. Spike Lee benutze sie als eine Art Exorzismus, um sich auch mit dem Rassismus in den Kinobildern auseinanderzusetzen.

Eindrucksvolles Ende

"Der Film endet mit Bildern von Charlottesville", sagte Wellinski. "Die Ausschreitungen, die dummen Aussagen von Trump, der auch den Opfern eine Mitschuld gab, sehen wir auch - und dann endet der Film der Einstellung der US-Fahne, auf den Kopf gestellt." Wellinski erinnerte an das Zitat von Kurt Tucholsky: "Worte sind eine Waffe haltet sie scharf." Spike Lee münze diesen Satz nun um in: "Bilder sind eine Waffe, haltet die scharf." Und er halte sie scharf. Das Urteil des Kritikers: "Ein wichtiger, mutiger Film, der die Gegenwart fest im Blick hat."
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