Bingewatch, das Serienquartett (4/2019)

Die Serien-Highlights auf neuen Streamingplattformen

Szene aus der Serie "Godfather of Harlem": Forest Whitaker (als Bumpy Johnson) steht mit angelegter Waffe in einem Schlachthaus.
Die Serie "Godfather of Harlem" erzählt wie Gangster Bumpy in einen Revierkampf mit der Cosa Nostra gerät. © David Lee / Epix / Courtesy Everett Collection
Moderation: Susanne Burg und Patrick Wellinski · 21.12.2019
Der Dschungel der Streamingdienste wird unübersichtlicher: Apple TV+ ist gestartet, Disney+ kommt bald, Magenta TV ist sogar Berlinale-Sponsor. Alle Plattformen versuchen, mit neuen, eigenen Serien zu punkten. Welche sind wirklich empfehlenswert?
Unsere "Vollbild"-Redakteure Susanne Burg und Patrick Wellinski haben sich gemeinsam mit Anna Wollner, Filmredakteurin bei Radio Fritz, und Hendrik Efert vom Podcast Viertausendhertz, durch gut 32 Stunden Serien geguckt, steigen wieder in den Ring und streiten über vier aktuelle Serien.

MeToo im Frühstücksfernsehen: "The Morning Show" (Apple TV+)

Es ist das erste große Serienprodukt von Apple TV+: die starbesetzte Medien-Soap "The Morning Show". Darin wird Mitch, der Moderator einer beliebten Frühstückssendung, wegen Vorwürfen sexueller Belästigung entlassen. Seine Co-Moderatorin Alex nutzt das Machtvakuum, um sich an die Poleposition der Sendung zu putschen. Gespickt mit Hollywoodstars wie Jennifer Aniston, Reese Witherspoon und Steve Carell versucht sich die Sendung an der Analyse der Folgen eines MeToo-Skandals.

Das Quartett war gespalten, ob diese Hochglanz-Produktion ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird. Die Bewertung: 2 x Top, 2 x Flop.

Neuinterpretation einer Dichterin: "Dickinson" (Apple TV +)

Emily Dickinson zählt zu den größten Dichterinnen des angloamerikanischen Raums. Im 19. Jahrhundert lebte sie in Neuengland und verfasste rund 1800 eigentümliche, metaphysische Gedichte. Die Macher der Serie "Dickinson" wagen eine Neuinterpretation ihres Lebens und imaginieren sich Emily als aufmüpfige, moderne Teenagerin und schenken ihr Drogenpartys, homoerotisches Begehren und das ein oder andere Abenteuer mit Gevatter Tod in seiner Kutsche. Ist das angemessen oder ein völlig gescheitertes Unterfangen? Das Quartett diskutiert das besonders laut.

Das Quartett war sehr, sehr unterschiedlicher Meinung: Folter für die einen, brillant für die anderen: 2 x Top, 2 x Flop.

Afroamerikanisches Gangster-Epos: "Godfather of Harlem" (Magenta TV)

Ellsworth "Bumpy" Johnson war einer der berüchtigtsten afroamerikanischen Gangster des 20. Jahrhunderts. Die Serie "Godfather of Harlem" erzählt wie Bumpy, gespielt von Oscarpreisträger Forest Whitaker, in den 1960er-Jahren in einen Revierkampf mit der Cosa Nostra in Harlem gerät. Die Serie versteht sich als groß angelegtes Zeitpanorama mit ausgedehnten Bezügen zur aufkommenden Bürgerrechtsbewegung. Ist den Machern der Serien "Narcos" mit ihrem neusten Projekt ein Coup gelungen?

Das Quartett hat zumindest darauf eine eindeutige Antwort: 4 x Flop.

Muslimischer Comedian sucht den Glauben: "Ramy" (StarZPlay)

Ramy ist ein recht typischer Vertreter eines US-amerikanischen jungen Mannes. Er ist Anfang 30, geht auf Partys und tindered und dated sich quer durch New Jersey. Als Moslem ist er aber immer auch mit den Dogmen seiner Religion konfrontiert. Das gleiche gilt für seine jüngere Schwester und auch seine Eltern, die als ägyptisch-palästinensische Einwanderer in den USA ihren Platz suchen. "Ramy" ist eine Independent-Sitcom, die sich erstmals einen muslimischen Hauptdarsteller gönnt. Heikel oder genial?

Selten war sich das Quartett so einig: 4 x Top

Außerdem blickte das Quartett auf das Serienjahr 2019 zurück und befand: Die True-Crime-Miniserie "Unbelievable" (Netflix) war nachhaltig erschütternd und viele herausragende neue Serien gab es nicht, dafür viele gute 2. Staffeln, so Fleabag 2 (Amazon Prime) und Modern Love 2 (Amazon Prime).
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