Billie Jean King zum 75. Geburtstag

Kämpferin für "equal pay" im Sport

Die amerikanische Tennisspielerin Billie Jean King am 22.6.1973 in New York
Die amerikanische Tennisspielerin Billie Jean King am 22.6.1973 in New York © dpa / picture alliance / UPI
Von Jutta Heeß · 11.11.2018
Billie Jean King war mehr als eine Kämpferin für die Rechte von Tennisspielerinnen: Sie war auch wahnsinnig erfolgreich. Die Profi-Sportlerin gewann zwölf Grand Slam-Titel im Einzel, darunter sechs Mal in Wimbledon.
20. September 1973: Im Astrodome in Houston steigt eines der denkwürdigsten Ereignisse der Sportgeschichte: Der seinerzeit 55-jährige frühere Wimbledonsieger Bobby Riggs fordert die damals 29-jährige Weltklasse-Tennisspielerin Billie Jean King zu einem Schaukampf heraus.
Mann gegen Frau - "The Battle of the Sexes" war ein schrilles Spektakel, das alle geschlechtertypischen Klischees bediente. Billie Jean King wurde von halbnackten Männern auf einer ägyptischen Trage auf den Platz getragen. Bobby Riggs gab den Super-Macho, der Frauen am liebsten im Bett und in der Küche sah. Doch am Ende musste er einsehen, dass sie zu weit mehr in der Lage sind.
Für Billie Jean King war der Sieg gegen Bobby Riggs der vorläufige Höhepunkt ihres Kampfes für die Emanzipation der Frauen im Tennissport.
Petra Tzschoppe, Sportsoziologin und Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung des DOSB:
"Es war mehr als eine Show. Wenn man dort mehr als 30.000 Zuschauer an den Platz bekommt und weltweit mehr als fünf Millionen sich diesen Kampf anschauen, dann sehen die nicht nur, dass eine Frau einem Mann auf dem Tennisplatz deutlich Paroli bieten kann, sie sehen auch, wofür steht diese Frau, wofür kämpft sie, was sind ihre Ziele, und ich denke, das ist der besondere Wert dieses Schaukampfes."

Gleicher Verdienst für Frauen und Männer bei den US Open

Schon drei Jahre zuvor hatte Billie Jean King mit acht weiteren Spielerinnen eine eigene Turnierserie gegründet, aus Protest gegen die niedrigen Prämien für Frauen. Ihr Ziel: Frauen sollen bei Grand-Slams genauso viel verdienen wie Männer. 1973 gründete sie die Vereinigung der Profi-Tennisspielerinnen, WTA. Im selben Jahr bezahlten die US Open schließlich zum ersten Mal Frauen und Männern die gleichen Preisgelder.
Petra Tzschoppe: "Die Ungleichbezahlung zieht sich ja bis heute, und nicht nur im Sportbereich, also Frauen erhalten noch immer für gleiche Arbeit weniger Lohn, und das in den 1970er-Jahren so deutlich zu fordern und mit entsprechenden Maßnahmen zu untersetzen, auch nicht bereit zu sein, für weniger Geld auf den Platz zu gehen, das war schon sehr herausragend."
Auch heute noch macht sich Billie Jean King stark für die Rechte und Selbstbestimmung von Frauen sowie von Schwulen und Lesben. Sie war eine der ersten prominenten Sportlerinnen, die sich zu ihrer Homosexualität bekannt haben.
"Sie ist immer über all die Jahrzehnte an den Themen dran geblieben und positioniert sich. Die aktive Rolle, die sie dort über Jahrzehnte ganz bewusst auch wahrnimmt, macht sie zu 'nem Vorbild und das wiederum ist so wichtig für die Entwicklung, die im Sport noch lange nicht abgeschlossen ist."

Boston-Marathon und Giro d'Italia mit Frauen

Immer wieder haben sich Sportlerinnen wie Billie Jean King mit spektakulären Aktionen für die Rechte von Frauen eingesetzt: Die Italienerin Alfonsina Strada fuhr 1924 als bisher einzige Radrennfahrerin einen Giro d’Italia der Männer mit. Kathrine Switzer aus den USA nahm 1967 am Boston-Marathon teil, damals war das Rennen noch reine Männersache. 1972 durften dann erstmals Frauen offiziell starten.
"Für mich persönlich ist auch El Moutawakel, die 400-Meter-Hürdenläuferin aus Marokko, die 1984 mit dem Olympiasieg als erste Muslima sportlich eine Leistung erreicht hat, wie noch keine Frau vor ihr, die sich dann auch für die Rechte von muslimischen Sportlerinnen bis heute sehr engagiert."
Und heute? Tennisprofi Serena Williams macht sich leidenschaftlich für Frauen und Mütter auf dem Platz stark, die frühere Fechterin Imke Duplitzer kämpft für die Akzeptanz von Homosexuellen. Kleine Erfolgserlebnisse wie die gleiche Bezahlung der Fußballerinnen in Norwegen stehen aber immer noch im deutlichen Gegensatz zu niedrigeren Preisgeldern im Frauensport sowie deutlich geringerer medialer Aufmerksamkeit.
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