Bildungsziele der Vereinten Nationen

Noch immer kein Durchbruch

Eine Schülerin steht am 11.10.2013 in Phnom Penh (Kambodscha) in der Kdei Chas Primary School an der Tafel und zeigt mit einem Zeigestock auf Buchstaben in Khmer-Schrift.
Bildung sollte für alle sein - auch in Kambodscha © picture alliance / ZB / Jens Kalaene
Walter Hirche im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 09.04.2015
Um die Bildungschancen für Menschen vor allem in armen Ländern ist es noch immer schlecht bestellt. Das geht aus dem neuen Bildungsbericht der Unesco hervor. Walter Hirche, bei der UN-Organisation für Alphabetisierung zuständig, ist ernüchtert.
Weltweit habe nur jedes dritte Land die von der Staatengemeinschaft im Jahr 2000 beschlossenen Bildungsziele erreicht, heißt es im aktuellen Weltbildungsbericht der UN-Kulturorganisation Unesco. Lediglich in jedem zweiten Land erhalten demnach alle Jungen und Mädchen eine Grundschulbildung.
Es gebe zwar Fortschritte, sagte Walter Hirche, Alphabetisierungs-Experte bei der Organisation und früher Wirtschaftsminister in Niedersachsen und Brandenburg, im Deutschlandradio Kultur. Die Zahlen seien aber dennoch insgesamt ernüchternd. "Es ist ein trauriges Fazit, wenn hundert Millionen Kinder weltweit die Grundschulen nicht abschließen", sagte er. Und viele weitere Kinder hätten noch nicht einmal die Chance, eine Schule überhaupt zu besuchen.
In Mali schaffen nur 12 Prozent der Mädchen die Grundschule
Bildungsnotstand herrscht laut Hirche vor allem in der Subsahara-Zone und in Südostasien. In Mali schaffen nur 12 Prozent aller Mädchen einen Grundschulabschluss, gegenüber 25 Prozent der Jungen. Es sei besonders traurig, dass es immer noch Staatsführungen gebe, die nicht begriffen, dass die Zukunft des Landes mit dem Bildungsstand der Kinder zusammenhänge, sagte Hirche.
Weltweit fehlen laut Hirche vier Millionen Lehrer. Und 20 Milliarden Euro wären dem Bericht zufolge jährlich nötig, um Bildung für alle sicherzustellen. "Das ist nicht viel", sagte Hirche. Es fehle aber an der Überzeugung, dass die Ausgaben Sinn machten.
Die Wahrscheinlichkeit, ohne Grundschulbildung zu bleiben, ist global gesehen unter den Ärmsten fünfmal höher als unter den Reichsten. Ein Drittel aller Kinder, die nicht zur Schule gehen, leben in konfliktreichen Regionen.
Fast zwei Drittel aller Analphabeten weltweit sind Frauen
Nur einem Viertel der Länder gelang es nach den Unesco-Angaben, die Analphabetenrate unter Erwachsenen in den letzten 15 Jahren zu halbieren. Insgesamt sank die Rate aber um 23 Prozent - hauptsächlich weil besser gebildete junge Leute das Erwachsenenalter erreichten. Fast zwei Drittel der Analphabeten sind Frauen.
Im Aktionsprogramm "Bildung für alle" waren im Jahr 2000 sechs Ziele formuliert worden, die von der Staatengemeinschaft bis 2015 erfüllt werden sollten, darunter der Ausbau frühkindlicher Bildung und eine Grundschulbildung für alle Kinder.
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