Bildband

Kuba-Revolution als politische Ikonografie

Die kubanischen Revolutionäre Ernsto "Che" Guevara (r.) und Camilo Cienfuegos im August 1959 in der kubanischen Hauptstadt Havanna.
Beliebte Fotomotive: Die kubanischen Revolutionäre Ernsto "Che" Guevara (r.) und Camilo Cienfuegos. © picture-alliance / dpa / epa AFP
Von Katharina Döbler · 17.12.2013
Kampfszenen aus der Sierra Maestra oder Fotografien des toten Che: Ein neuer Bildband zeigt diese bekannten Bilder der kubanischen Revolution, aber auch Eindrücke aus den Jahren davor.
Vorne die erhobenen Gewehre, hinten, breitbeinig und nachdenklich, der Che: Die kubanische Revolution ist Mythos und Historie in einem - und sie war ein wesentlicher Moment in der Geschichte der politischen Ikonografie.
Die bärtigen Kämpfer der Sierra Maestra wurden zu Heiligenfiguren eines "gerechten Krieges“ – der in einen von der großen Mehrheit auf der Insel anfangs ersehnten politischen Umsturz mündete. Auf dem Flügelaltar der revolutionären Linken umrahmten die Darstellungen von Fidel Castro im Kampfanzug und von Camilo Cienfuegos mit dem Gauchohut das Mittelbild des revolutionären Messias: Ernesto "Che“ Guevara mit der besternten Baskenmütze.
Dieses Foto des Modefotografen Alberto Korda entfaltete eine so durchschlagende Wirkung, dass "Che“, der lateinamerikanische Sammelspitzname für Argentinier, zur Chiffre einer Haltung, vielleicht auch: einer Pose geworden ist. Der fotogene Langhaarige und später der jesusgleiche Tote haben sich ins kollektive Gedächtnis des 20. Jahrhunderts gebrannt.
Von den Schattenseiten der Revolution ist so gut wie nichts zu sehen
Aber die kubanische Revolution hat nicht nur orthodoxe Bilddokumente wie die von Alberto Korda und Osvaldo Salas (und die etwas weniger orthodoxen von René Burri) hinterlassen. Der von der Arpad-Busson-Stiftung herausgegebene Band zeigt 433 aus ihrer Sammlung von mehr als 2000 Fotografien, die zwischen 1933 und 1968 entstanden. Die bekannteren Bilder sind natürlich dabei: Kampfszenen aus der Sierra Maestra in den 1950er-Jahren des Ungarn St.George, Lee Lockwoods Studien des Endlosredners Fidel und natürlich Brian Mosers fotografische Reliquien des toten Che.
Aber auch die Vorgeschichte der Revolution ist ausführlich dokumentiert: Walker Evans etwa fotografierte das armselige Leben der Landbevölkerung bereits in den 1930er-Jahren, der Cubaner Constantino Arias hielt das mafiöse Nachtleben und die Armenviertel Havannas der 1940er- und 1950er-Jahre in großartigen Bildern fest, und auch aus den Jahren der Kämpfe in der Sierra und auf den Straßen gibt es viel neues Material, zum Teil von Unbekannten fotografiert.
Der Band reicht bis ins Jahr 1968, nimmt also die entscheidenden Ereignisse wie die Invasion in der Schweinebucht und die Reise in die Sowjetunion mit auf: Auch da gibt es vom kriegerischen Schnappschuss bis zur bizarren Familienaufnahme mit Familie Chruschtschow sehr viel Neues und Unbekanntes. Der Band endet mit einer Serie von José Figueroa über den Exodus seiner Familie nach Miami - das war die Zeit, als die Revolution der fotogenen Männer die meisten ihrer Kinder schon gefressen hatte. Aber von diesen Schattenseiten der Revolution ist in diesem ansonsten so eindrucksvollen Buch so gut wie nichts zu sehen.

Arpad A. Busson Foundation (Hrsg): Cuba in Revolution
Verlag Hatje Cantz, München 2013
512 Seiten, 433 Abbildungen, 49,80 Euro

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