Biennale in Riga

Plötzlich wieder große Kunst

Werner Bloch im Gespräch mit Marietta Schwarz · 22.08.2020
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Kaum Kunst in den vergangenen Monaten, abgesagte Schauen in Basel und Venedig. Nun findet doch eine Biennale statt, an einem ungewöhnlichen Ort. In der lettischen Hauptstadt Riga wurde die Riboca eröffnet. Werner Bloch war dort - und ist begeistert.
Zum zweiten Mal nach 2018 findet in Riga die Kunstschau Riboca statt, die "Rīga International Biennial of Contemporary Art" (Riboca). Auch wenn es mittlerweile insgesamt rund 330 Biennalen gebe: Er könne jedem nur empfehlen, vorbeizuschauen, sagt der Journalist Werner Bloch. "Es ist eine tolle Biennale."

Veranstalter gehen Risiken ein

Man merke kaum, dass die Ausstellung mitten in der Pandemie stattfinde. Dabei könnte das Motto als programmatisch gelten: "And suddenly it all blossoms" (und plötzlich erblüht alles) könnte für ein lang ersehntes Erblühen nach einem langen Winter stehen. Das Motto habe aber bereits im Januar festgestanden.
Natürlich hätten die Kuratoren zwischendurch gezweifelt und erwogen, alles hinzuwerfen. Doch sie seien bereit gewesen, Risiken einzugehen. Das Ergebnis gibt ihnen recht, sagt Kritiker Bloch: "Dass ausgerechnet das für uns abgelegene Riga jetzt so ein Feuerwerk entzündet, eine richtige, große, ausgewachsene Biennale da hinstellt, wie wir sie kennen."
Es gebe tolle Kunst zu sehen und einen Spirit zu erleben. Die Leute wollten etwas auf die Beine stellen. Es sei eben kein lahmer, eingefahrener Betrieb, wie man ihn gelegentlich auf Biennalen erlebe. Das Erlebnis insgesamt sei eines von großer Energie, großer Harmonie, trotz der ganzen Gegensätze.

Jeder ist auf seine Art von der Pandemie betroffen

Journalist Bloch hat auch mit der Direktorin der Messe, Anastasia Blokhina, gesprochen. Sie fragt sich: "Wie können wir die Welt nach der Pandemie neu erfinden, wie können wir angesichts der globalen Katastrophe wieder lernen, zusammenzuleben?" Aber für sie gehe es auch um Mut. Eine Biennale zum jetzigen Zeitpunkt sei ein organisatorischer Albtraum.
"Biennalen sind nie leicht zu organisieren, aber unter Pandemiebedingungen ist das noch mal etwas ganz anderes. Mal bricht die Logistik zusammen, Arbeiten können nicht transportiert und abgeliefert werden oder sie werden nicht fertig. Künstler können nicht anreisen, Daten ändern sich. Und wir alle, unser Team, die Künstler, die Kuratoren sind ja auch nur menschliche Wesen und jeder auf seine Art von der Pandemie betroffen."
(ros)

Die Kunstbiennale "Riboca" in Riga geht bis zum 15. September

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