"Bezaubernde Lügen"

Von Hannelore Heider · 18.01.2012
Jean schreibt Émilie einen Liebesbrief, Émilie schickt ihn ihrer Mutter und redet ihr ein, sie habe einen Verehrer: Fertig ist die Komödie. So vorhersehbar die Geschichte ist, so unterhaltsam ist sie. Audrey Tautou und Nathalie Baye überzeugen mit ihrem komödiantischen Talent.
"Die fabelhafte Welt der Amélie" kam vor nunmehr zehn Jahren ins Kino und hat seinen Zauber bis heute nicht verloren. So wie Amélie-Darstellerin Audrey Tautou, die nunmehr 35-jährig wieder in einer romantischen Liebeskomödie aus Frankreich zu sehen ist und damit ihre Fans ins Kino locken wird. Auch mit burschikosem Kurzhaarschnitt und durchaus modernem, quirligen Habitus strahlt sie in "Bezaubernde Lügen" einen Charme aus, dem keiner widerstehen kann.

Erst recht nicht Jean (Sami Bouajilla), der sich heillos in seine Chefin verliebt hat. Da der attraktive gebürtige Tunesier im Frisiersalon seiner Chefin Émilie nur eine Art Hausmeister ist, vertraut er seine Gefühle einem anonymen Brief an, den Émilie gleich in den Papierkorb expediert. Sie hat andere Sorgen, denn ihre geliebte Mutter ist in Depression gefallen, nachdem ihr Mann sie für eine Jüngere verließ. Aber so schnell gibt Émilie, wie weiland Amélie, nicht auf, zu gern spielt sie Schicksal im Leben anderer.

Der Brief wird aus dem Müll geholt, er bekommt die Adresse ihrer Mutter Maddie und schon nimmt eine Verwechslungskomödie ihren Lauf, über die man nicht viele Worte machen müsste, vereinte sie nicht mit Audrey Tautou und Nathalie Baye zwei Charakterdarstellerinnen unterschiedlicher Generationen, die daraus einen vergnüglichen Kinoabend zaubern. Mama blüht auf, täglich wartet sie auf neue Post von ihrem heimlichen Verehrer und die so gar nicht intellektuell veranlagte Émilie verbringt schlaflose Nächte damit, poetische Liebeslyrik zu verfassen.

Als Mama in Jean ihren Verehrer ausgemacht zu haben scheint, will sie den schönen Worten Taten folgen lassen. Die Folge sind scharfzüngige Wortgefechte und panische Versteckspiele in der sonnigen Welt eines südfranzösischen Küstenstädtchens mit dem Frisiersalon im Zentrum, in dem auch die Nebenfiguren zum Spaß am Ganzen beitragen.

Besonders Nathalie Baye aber treibt ihre liebeshungrige Figur mit viel Spielfreude immer haarscharf an den Rand der Peinlichkeit. Hier ist das französische Kino einfach frecher als das deutsche, es dreht, gerade was Situationskomik anbelangt, immer noch eine Schraube weiter, auch wenn die Charaktere nicht weiter ausgearbeitet sind, als es die schlichte Geschichte verlangt. Das ist kein großes Kino, aber für einen amüsanten Abend langt es allemal.

Frankreich 2010, Regie: Pierre Salvadori, Darsteller: Audrey Tautou, Nathalie Baye, Sami Bouajilla, ohne Altersangabe, 104 Minuten

Weitere Informationen:

Filmhomepage "Bezaubernde Lügen"
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