Bettenbörse auf Gegenseitigkeit

Von Gerd Brendel · 15.07.2013
Couchsurfing - ein Kunstwort aus Couch und surfen - ist der Name einer Internetplattform. Sie ermöglicht ihren Mitgliedern, beim Reisen auf der ganzen Welt Schlafplätze zu finden, die nichts kosten. Ein Angebot, das inzwischen sieben Millionen Menschen nutzen.
"Vor meinem Auslandssemester in den USA wollte ich das Land bereisen, aber ich wollte nicht allein unterwegs sein,also fing ich in Las Vegas mit dem Surfen an."

Allein unterwegs auf der Suche nach einem Schlafplatz und Anschluss. Die Erfahrung die Aurelie, 25, aus der Bretagne in Las Vegas machte, verbindet sie mit sieben Millionen überzeugten Couchsurfern und Couchsurferinnen.

Zum Beispiel mit Casey Fenton, dem weltweit ersten Couchsurfer und Erfinder des Netzwerks.

Die Idee zur Bettenbörse auf Gegenseitigkeit hatte der Computer-Tüftler aus New Hampshire als er vor 13 Jahren über das Internet einen Schlafplatz in Reykjavik suchte. Eine denkbar einfache Idee. Ähnlich wie bei Facebook oder einem anderen sozialen Netzwerk hat jeder User ein Profil, auf dem er oder sie sich vorstellt mit Lieblingsbüchern und Lieblingsmusik, Reiseerlebnissen, ein paar Bildern.

Vertrauen als Grundlage
Ganz wichtig sind die kleinen Bildchen oben links im Profil: Eine Couch bedeutet: Grundsätzlich biete ich einen Schlafplatz zur Verfügung. Eine Kaffeetasse bedeutet: Leider im Moment kein Schlafplatz, aber Interesse, mich mit anderen Couchsurfern zu treffen. Wer selber einen Übernachtungsplatz sucht oder einfach nur nette Leute am Reiseziel, findet über die Suchfunktion passende Profile vor Ort. Zum Beispiel in Las Vegas.

"Mit dem Gastgeber, den ich dann gefunden hatte, war es echt toll, eigentlich sollte ich nur zwei Tage bei ihm bleiben, aber dann hat er sich extra einen Tag freigenommen und wir sind zusammen an die Westküste gereist."

Ihre positive Erfahrung hat Aurelie auch als Kommentar auf dem Profil ihres Gastgebers hinterlassen. Über die Kommentarfunktion entsteht etwas, was sonst nur Freunde leisten können, oder ein Hotelbett gegen Geld: Vertrauen. Vertrauen, das nötig ist um sich bei Menschen, die man oder frau nie vorher gesehen hat, einzuquartieren oder wildfremde Reisende bei sich zu beherbergen.

Sieben Millionen Couchsurfer weltweit gibt es mittlerweile. Ein riesiger Datensatz an persönlichen Informationen, über die Casey Fenton und die Betreiberfirma frei verfügen können:

"Weiterhin beansprucht das Management von Couchsurfing Inc. das Recht, diese Nutzerdaten an weiterverwertende Unternehmen zu vermarkten."

Heißt es in den allgemeinen Geschäftsbedingungen, denen jeder User zustimmen muss. Die Entwicklung zum Kommerz hat dem Netzwerk allerdings bis jetzt noch nicht geschadet.

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