Bestseller müssen teurer werden!

Moderation Dieter Kassel · 21.06.2007
Der Schriftsteller Ilija Trojanow hat sich dafür ausgesprochen, erfolgreiche Bücher nicht billiger, sondern teurer zu machen. Auch in anderen Wirtschaftsbereichen sei es normal, die Preise der besonders nachgefragten Produkte anzuheben, sagte Trojanow.
Dieter Kassel: Die Buchhändler in Großbritannien haben gestern darüber geklagt, dass sie ihrer Meinung nach am neusten Band der Harry-Potter-Reihe gar nichts mehr verdienen werden, dass sie in Einzelfällen sogar draufzahlen müssen. Das klingt erst einmal sehr merkwürdig, denn eigentlich bezweifelt niemand, dass auch der neue Harry-Potter-Band wieder ein Riesenerfolg wird und sich auch in Großbritannien hemmungslos verkaufen wird. Aber: In Großbritannien gibt es schon eine ganze Weile keine Buchpreisbindung mehr und das hat gerade dazu geführt, dass diese Megaseller zu enorm günstigen Preisen verkauft werden. Genau das Gegenteil fordert der Schriftsteller Ilija Trojanow. Der fordert: Macht die Bestseller teurer! Und am liebsten auch noch nach einem Stufensystem, je höher die Auflage, desto höher der Preis. Bevor wir über die Ernsthaftigkeit und Hintergründe reden, erklären Sie doch Ihr Modell erst einmal, Herr Trojanow.

Ilija Trojanow: Dieses spielerische Modell sieht vor, dass man jeweils bei einer erzielten Auflage von 100.000 um zehn Prozent den Preis anhebt und dadurch dieses Scheinwerferlicht, das ja sehr exklusiv auf einige wenige Titel scheint, in ein diffuses Licht verwandelt wird, sozusagen allen auf der Bühne des Buchhandels zugute kommt.

Kassel: Das ist nicht so ernst gemeint, das haben Sie schon gesagt. Aber: Würde man das tatsächlich tun, dann würde man doch den Autoren und auch die Leser besonders erfolgreicher Bücher bestrafen.

Trojanow: Es ist natürlich so, dass die Leser besonders erfolgreicher Bücher - rein ökonomisch gesehen - einen ganz starken Drang haben, dieses Buch zu erwerben. Und es ist eigentlich ökonomisch gesehen unsinnig, besonders erfolgreiche Produkte billiger werden zu lassen, wie es in all den Ländern passiert, die keine Buchpreisbindung haben. Wenn Sie das vergleichen mit der Autoindustrie, würde ja auch niemand das Modell, was gerade sehr gut geht, um 30 Prozent billiger verkaufen wollen.

Das gesamte Gespräch mit Ilija Trojanow können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.