Best of 2011: Philharmonische Wassermusik

06.01.2012
Sitzen, Stehen, Dirigieren, Cembalospielen – all das macht die französische Barock-Interpretin Emmanuelle Haïm auf der Bühne in einem derart rasanten Wechsel, dass einem schwindelig werden kann. Hinzu kommt das Feuer, mit dem sie die Meisterwerke des Barock-Zeitalters darbietet. Bereits zum zweiten Mal war Emmanuelle Haïm im Juni 2011 bei den Berliner Philharmonikern zu Gast.
Früher kam es schon einer Sensation gleich, dass bei den Berliner Philharmonikern – jener so edlen wie ehrwürdigen Institution des orchestralen Schönklangs – überhaupt ein Vertreter aus der Alte-Musik-Szene dirigieren durfte. Straffe Tempi, kleine Besetzung, alte Instrumente, rauher Klang, dazu ein Dirigent mit eher hemdsärmeliger Schlagtechnik: Diese Insignien der historisierenden Aufführungspraxis ab etwa 1960 waren nicht unbedingt das, wonach sich ein solch großes Orchester sehnte.

Die Zeiten haben sich gründlich geändert. Nachdem das Concertgebouw-Orchester und die Berliner Philharmoniker mit leuchtendem Beispiel vorangingen, suchen inzwischen fast alle großen Klangkörper die Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der Alte-Musik-Bewegung. Eines hatten die "historisch informierten" Dirigenten mit den klassischen Kapellmeistern allerdings gemeinsam: Es waren alles Männer in einer klassischen Männerdomäne. Bis sie kam – Emmanuelle Haïm, die mit ihrem eigenen Ensemble Le Concert d’Astrée die Musik von Monteverdi und Händel fulminant zum Leben erweckte.

2008 dirigierte sie schon einmal die Berliner Philharmoniker – im Wechsel allerdings mit einer anderen Dirigentin (Susanna Mälkki). Im Juni 2011 konnte sich Emmanuelle Haïm über den eigentlichen philharmonischen Ritterschlag freuen: eine Wiedereinladung. Und die galt für zwei komplette philharmonische Abende sowie für das Kinder-Tanzprojekt in der Treptower Arena, das erstmals nicht vom Hausherren Sir Simon Rattle geleitet wurde. Für ihre Konzerte hatte Haïm Werke mitgebracht, die man nur noch selten auf den Programmen von Sinfonieorchestern findet: Zwei "Wassermusik"-Suiten und ein Concerto grosso von Georg Friedrich Händel sowie einen eigens arrangierten Querschnitt durch die wunderbare Opernwelt des Jean-Philippe Rameau.



Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 22.6.11


Georg Friedrich Händel
Concerto grosso G-Dur op. 6 Nr. 1 HWV 319
Wassermusik, Suite Nr. 1 F-Dur HWV 348
Wassermusik, Suite Nr. 3 G-dur HWV 350

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Jean-Philippe Rameau
Instrumentalstücke aus den Bühnenwerken "Naïs", "Hippolyte et Aricie", "Les fêtes d'Hébé", "Les Indes galantes", "Platée" und "Dardanus"


Berliner Philharmoniker
Leitung: Emmanuelle Haïm