Besetzung in Dresden

Kunststudenten machen gegen AfD-Bibliothekarin mobil

04:27 Minuten
Aus dem ersten Stock des Bibliotheksgebäudes der HfBK Dresden hängt ein weißes Stoffbanner, auf das in schwarzer Schrift steht: "HfBK oder AfD - beides geht nicht".
Studierende haben am 29.05.2019 aus Protest gegen die Kandidatur der Bibliotheksleiterin für die AfD die Hochschulbibliothek besetzt. © Deutschlandradio/ Bastian Brandau
Von Bastian Brandau · 29.05.2019
Audio herunterladen
Die großen Zugewinne der AfD bei den Kommunalwahlen in Sachsen sorgen weiter für Gesprächsstoff. In Dresden haben Kunststudenten die Bibliothek der Hochschule für Bildende Künste besetzt. Sie sorgen sich, weil deren Leiterin für die AfD angetreten war.
Ein Transparent hängt aus einem Fenster der Hochschule für Bildende Künste in Dresden "HfBK oder AfD – beides geht nicht", steht dort schwarz auf weiß. Und vor dem Eingang zur Bibliothek im ersten Stock: "Wir wollen unsere Bibliothek". Am Donnerstag haben Studierende und Mitarbeitende an der Hochschule von der Kandidatur der Bibliotheksleiterin für die AfD mitbekommen. Als Parteilose trat sie bei der Wahl im Kreis Meißen an. Hochproblematisch findet das die Studierendenvertreterin Madlyn Sauer. Nicht nur aufgrund der in der Partei vertretenen rassistischen, sexistischen und homophoben Positionen: "Weil die AfD Dresden ganz klar die Kunstschaffenden auch als Feindbild erhoben hat, gerade politische Kunstschaffende. Und davon gibt es an dieser Kunsthochschule viele."
Sauer sieht nicht nur einen inhaltlichen Widerspruch in der Kandidatur einer Mitarbeiterin der Hochschule bei der AfD: "In ihrer Position kann sie auf sensible Daten der Studierenden und auch der Mitarbeiterinnen zugreifen, das heißt auf Adressen, E-Mail-Adressen, Handynummern. Und dadurch, dass es einige politisch aktive Studierende gibt, aber auch Studierende, die aus einem anderen kulturellen Background kommen und damit auch wieder in das Feindbild der AfD passen, sind wir natürlich wahnsinnig besorgt, ob sie damit wirklich vertrauensvoll umgeht."

Hochschulkanzler plädiert für offene Diskussion

Eine Sorge, die bei einer Diskussion in der besetzten Bibliothek mit Kanzler und Prorektorin der Hochschule viele der rund 30 anwesenden Studierenden teilten. Kanzler Jochen Beißert plädiert für eine offene Diskussion: "Vertrauen ist sehr schnell zerstört. Das wiederzugewinnen ist nicht einfach. Andererseits muss man auch klar sagen, dass hier die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am ganzen Hause sehr sorgsam mit den Daten umgehen. Und dass natürlich die Studierenden auch aufgrund von Ereignissen außerhalb der Hochschule die berechtigte Befürchtung haben, damit könnte nicht sorgsam umgegangen werden."
Er selbst habe nach Bekanntwerden der AfD-Kandidatur mit der Bibliotheksleiterin gesprochen: "Und habe noch einmal deutlich gemacht, dass die Kandidatur für die AfD das eine ist, ihr gutes Recht, sich da zu engagieren. Das andere ist natürlich, dass sie ihr Amt hier an der Hochschule auch neutral wahrzunehmen hat und natürlich auch die freiheitlich-demokratische Grundordnung hier zu verteidigen hat."

Studierende fordern stärkere Positionierung der Hochschule

Wie umgehen mit dem Rechtsruck in Dresden und Sachsen? Eine Frage, die sich Hochschulen und Theater in Dresden spätestens seit dem Aufkommen von Pegida 2015 gestellt haben. Und die spätestens mit den Wahlerfolgen der AfD bei den Europawahlen und Kommunalwahlen in Sachsen neue Dringlichkeit bekommen hat.
Aus Sicht der Studierenden um Madlyn Sauer hat sich die HfBK bisher nicht ausreichen positioniert und muss dies nun dringend nachholen - nicht nur wegen der bekanntgewordenen AfD-Kandidatur einer leitenden Mitarbeiterin: "Es gibt aber natürlich auch die Forderung, dass sie aus dieser leitenden Position, dass man die neu überdenkt, wenn sie weiterhin dahinter steht, mit so einer Partei zusammenarbeiten zu wollen."
Er habe den Wunsch nach mehr Positionierung deutlich vernommen, sagt HfBK-Kanzler Jochen Beißert. Und natürlich habe man die Wahlprogramme auch der AFD gelesen: "Wenn es um die Kunstfreiheit geht, werden wir uns dort natürlich auch entsprechend positionieren. Und wir wünschen uns eben auch keine entpolitisierte Kunst, die es aus meinem Verständnis auch nie geben kann."
Am Wochenende will die AfD ihr Programm für die Landtagswahl im September verabschieden. In einem vorher bekannt gewordenen Entwurf steht "Kultur darf kein Tummelplatz für soziokulturelle Klientelpolitik sein". Und weiter: "Wir wenden uns gegen ein einseitig politisch orientiertes, erzieherisches Musik- und Sprechtheater, wie es derzeit auf sächsischen Bühnen praktiziert wird."
Mehr zum Thema