Berliner Schwulen-Bar "Hafen"

Das Ende einer Traditionskneipe

Besucher des Lesbisch-Schwulen Stadtfest in Berlin, 2009
Besucher des Lesbisch-Schwulen Stadtfestes in Berlin: Der "Hafen" hatte starken Anteil daran, dass dieses Stadtfest aus der Taufe gehoben wurde. © imago stock&people
Jan Feddersen im Gespräch mit Timo Grampes · 27.12.2018
Nach 28 Jahren schließt die Berliner Schwulen-Bar "Hafen". Doch der "Hafen" war mehr als eine Bar, meint der Journalist Jan Feddersen – und das Ende fast folgerichtig aus den Entwicklungen der vergangenen Jahre.
Die Berliner Schwulen-Bar "Hafen" muss im neuen Jahr schließen: Nach fast drei Jahrzehnten macht damit eine traditionsreiche Kneipe im Berliner "Regenbogenkiez" Schöneberg dicht. Der Betreiber der Kneipe selbst beklagt auf seiner Internetseite die Gentrifizierung und möchte mit einem Fest am 3. Januar 2019 ein Signal setzen "gegen die sinnlosen Entscheidungen der Immobilienspekulanten".
Der "Hafen" sei ein queeres Bürgerzentrum, "ein Glücksfall", sagt der Journalist Jan Feddersen. Er befasst sich mit Themen der Gesellschafts- und Geschichtspolitik und der Sexualität, ein Schwerpunkt seiner journalistischen Arbeit ist Homosexualität, insbesondere deren Diskriminierung. Nobel und nahbar und menschenfreundlich sei der Hafen, schwärmt Feddersen. In erster Linie sei der "Hafen" eine schwule Bar, doch auch heterosexuelle Männer und Frauen seien dorthin ausgegangen. Und der Hafen habe großen Anteil daran, dass es das Lesbisch-Schwule Stadtfest in Berlin gäbe, das jedes Jahr dort im Kiez stattfindet.
Solche Nachbarschaftskneipen gäbe es in der Bundesrepublik immer weniger – was aber auch, ganz positiv, ein Zeichen der Emanzipation der LGBTI-Community sei: Sie bräuchten solche Rückzugsräume weniger als noch vor einigen Jahren. Es gäbe einen Generationswechsel, meint Feddersen, denn auch die noch bestehenden Kneipen hätten zunehmend weniger Publikum. Im Hafen sei das zwar anders gewesen, doch er sei auch eine der wenigen Kneipen gewesen, die übergenerationell funktionierten. "Ich werde am ´Hafen` so gut wie alles vermissen", sagt er.
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