Berlinale-Wettbewerb: "Piranhas" von Claudio Giovannesi

Kinder im Sog der Gewalt

Der Schriftsteller Roberto Saviano (li.) und der Regisseur Claudio Giovannesi bei einem Photocall zum Film "Piranhas" auf der Berlinale 2019.
Der Schriftsteller Roberto Saviano (li.) und der Regisseur Claudio Giovannesi bei einem Photocall zum Film "Piranhas" auf der Berlinale 2019. © Ralf Hirschberger / dpa
Andreas Kötzing im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 12.02.2019
"Piranhas" von Claudio Giovannesi basiert auf einem Roman von Roberto Saviano und erzählt von Jugendlichen in Neapel, die im Auftrag der Mafia Angst und Schrecken verbreiten. Unseren Kritiker Andreas Kötzing hat der Film gefesselt.
Der Regisseur Claudio Giovannesi ist in Italien durch seine Mitarbeit an der Mafia-Serie "Gomorrha" bekannt geworden. Die Serie basiert, genauso wie der jetzt auf der Berlinale vorgestellte Film "Piranhas", auf einer Vorlage des Schriftstellers Roberto Saviano. Und auch hier geht es um die Mafia.

"Einfache Dramaturgie, dennoch sehr spannend"

"Der Film dreht sich um eine Gruppe von Jugendlichen in Neapel", berichtet unser Filmkritiker Andreas Kötzing. "Im Mittelpunkt steht der etwa fünfzehnjährige Nicola. Er beobachtet eines Tages, wie seine Mutter Schutzgeld an die Mafia zahlen muss. Daraufhin nimmt er sich vor, daran etwas zu ändern. Und er kommt auch tatsächlich nah an die Mafia heran, er schleicht sich langsam in deren Geschäft mit hinein. Die Geschichte zielt dann darauf ab, dass es eigentlich die Jugendlichen sind, die nach und nach die Kontrolle über den Stadtteil übernehmen und dann in einen Gewaltstrudel hineingeraten."
Die Dramaturgie des Films sei von Anfang an einfach zu durchschauen, meint Kötzing. Man ahne, dass die Geschichte nicht gut ausgehen könne: "Der Film ist aber trotzdem sehr spannend - und er hat mich bis zum Ende hin gefesselt."
"Bei der Mafia hatten wir ja schon alles", so Kötzing: "Von den klassischen Mafia-Gangstern bis zum Mafia-Boss, der beim Psychiater auf der Bank sitzt, weil er mit seinem eigenen Job nicht mehr klarkommt. Aber Kinder oder Jugendliche - das ist schon ungewöhnlich. Der Film ist vorwiegend mit Handkamera gedreht, die immer sehr an den Akteuren dran ist. Damit holt man uns als Zuschauer nah an die Personen heran, die natürlich im Kern noch Kinder sind."
Und manchmal verhalten sich die jungen Gangster auch so. Der Hauptdarsteller streite sich in einer Szene mit seinem Bruder darüber, wer ein paar Kekse essen darf", erzählt Kötzing. "Als sie zum ersten Mal die Waffen in den Händen halten, müssen sie sich erstmal ein paar Tutorials auf YouTube anschauen, um zu sehen, wie sie damit umgehen sollen. Das Spiel, auf das sie sich einlassen, können sie nicht gewinnen."
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