Berlinale: Sehnsucht Zelluloid

Wahnsinn auf 8 Millimeter

Christoph Terhechte, Leiter des Forums bei der Berlinale, im Studio von Deutschlandradio Kultur
Christoph Terhechte, Leiter des Forums bei der Berlinale, im Studio von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Manuel Czauderna
Christoph Terhechte im Gespräch mit Christine Watty · 16.02.2016
Unter dem Titel "Hachimiri Madness – Japanese Indies from the Punk Years" zeigt die Berlinale 8-mm-Filme aus den Jahren 1977 bis 1990. Bild und Ton sind meist rau und übersteuert. Doch auch Zuschauer, die eher glatte Bilder gewöhnt sind, können dem etwas abgewinnen, meint Forum-Leiter Christoph Terhechte.
Im Rahmen der Forum-"Special Screenings" zeigt die diesjährige Berlinale "Hachimiri Madness – Japanese Indies from the Punk Years". Es sind 8-mm-Filme aus den Jahren von 1977 bis 1990, die für diese Berlinale-Reihe untertitelt und digitalisiert wurden. Das oft wilde, übersteuerte und für das glatte Bilder gewohnte Auge anspruchsvolle Abbild Japans - was Ton und Bild der Filme betrifft - wurde dabei nicht geglättet. Dabei ist filmisch Außergewöhnliches zu sehen, beispielsweise die längste Zahnputzszene der Welt.
Die Wurzeln japanischer Filmemacher entdecken
Forum-Leiter Christoph Terhechte, der diese Reihe mit kuratiert hat, zeigt sich im Deutschlandradio Kultur aber überzeugt, "dass auch der nicht ganz so das Wilde gewöhnte Zuschauer dem etwas abgewinnen kann". Man wisse ja, dass es sich hier um echte Jugendwerke handele. "Man kann hier die Roots der Filmemacher entdecken." Interessant seien die Filme vor allem für Fans des japanischen Films:
"Wer sich für japanisches Kino interessiert und die Namen dieser Regisseure kennt, die inzwischen alle recht berühmt geworden sind, wird sicherlich wissen wollen, was die so in ihren frühen Jahren getrieben haben. Und die Tatsache, dass die Filme alle auf 8 Millimeter vorlagen und im Archiv verschwunden waren, hat sie lange Zeit vor dem Blick der Öffentlichkeit bewahrt. Wir haben sie ausgegraben."
In der Reihe sind Filme zu sehen wie Sion Sonos "I am Sion Sono!!", in dem sich der damals 22-Jährige dem Publikum als Punk-Poet vorstellt, aber auch kaum bekannte Frühwerke von Regisseuren wie Sogo Ishii (heute Gakuryu Ishii), Masashi Yamamoto, Nobuhiro Suwa und Shinobu Yaguchi.
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