Berlinale-Eröffnungsfilm - "Isle of Dogs"

Ein Hundeleben auf der Müllinsel

Szenenbild aus "Isle of Dogs".
Eine ganz liebevoll gezeichnete, animierte Welt mit irrwitzigen Details und Perspektiven: "Isle of Dogs". © 2018 Twentieth Century Fox
Von Katja Nicodemus · 15.02.2018
Erstmals wurde die Berlinale mit einem Animationsfilm eröffnet. In der Science-Fiction Satire "Isle of Dogs" erzählt Regisseur Wes Anderson von Hunden, die auf einer japanischen Müllkippe leben. Unsere Kritikerin Katja Nicodemus war angetan von der "schrägen Poesie" des Werks.
Düster sei die Vision im Berlinale Eröffnungsfilm, sagt unsere Kritikerin Katja Nicodemus. "Die Hunde sind die Sündenböcke für einen faschistoiden Bürgermeister, der für seinen Wahlkampf eben einen Sündenbock braucht und das sind diese Hunde."

Struppige Solidargemeinschaft

Deshalb infiziere er sie mit ekligen Krankheiten und verfrachte sie auf eine japanische Müllinsel. Dort ernährten sie sich von ekelhaften Abfällen. "Es ist wirklich ein Hundeleben - sie bilden aber auch eine wahrhaft struppige Solidargemeinschaft." Es seien Schoßhündchen, Streuner, Showhunde Wachhunde, die sich da zusammenfänden.

Ein kleiner Junge mache sich mit einem schrottreifen Flugzeug auf den Weg zur Insel, um seinen liebsten Hund zu retten. "Zurückzuholen aus diesem Lager oder Camp oder No Mans Land."

Beinharte politische Metapher

Auf der einen Seite sei der Film eine beinharte politische Metapher, bei der die Hunde stellvertretend für alle Ausgeschlossenen gesehen werden könnten, sagte Nicodemus. Sie ließen sich durch Mexikaner oder Geflüchtete ersetzen.
Gleichzeitig sei es eine ganz liebevoll gezeichnete, animierte Welt mit irrwitzigen Details und Perspektiven. "Dieser ganze Müll, der sich zu Abraumgebirgen auftürmt, auf dieser Insel, dann die unterschiedlichen Physiognomien und Charaktere der Hunde." Sichtbar seien auch die Einflüsse der japanischen Kultur mit zeichenhaft reduzierten Hintergründen, die an japanische Lithografien erinnerten.

Von der Gegenwart erzählen

Der Film gebe auch ein unglaubliches Rhythmus-Gefühl der Figuren. Sie bewegten sich manchmal sehr schnell wie im Cartoon und dann gebe es Dehnungen. "Plötzlich hat man das Gefühl, die Welt steht still." Es handle sich um eine eigentümliche, schräge Poesie. Nicodemus sagte, sie habe diesen Animationsfilm für die Eröffnung besonders passend gefunden, weil er die Möglichkeit biete in eine völlig schräge Welt einzutauchen und doch von der Gegenwart zu erzählen. Sie empfiehlt den Film in der englischsprachigen Originalfassung anzusehen, um die Stimmen der Schauspieler Bill Murray, Jeff Goldblum, Greta Gerwig und Bryan Cranston auch zu hören, die den Hunden ihre Stimmen schenken.
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