Berlinale 2016

    Name-Dropping, Spike Lee und ein CSU-Minister

    Spike Lee präsentiert bei der Berlinale 2016 seinen Film "Chi-Raq".
    Show-Experte: Spike Lee präsentiert bei der Berlinale 2016 seinen Film "Chi-Raq". © picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger
    Von Annette Bräunlein und Manuel Czauderna · 17.02.2016
    Benjamin Netanjahu kommt, Michael Moore kommt nicht und ein Gesprächsgast kommt immer dann, wenn der Tontechniker in Mittagespause ist. Was wir alles in den vergangenen Tagen bei der Berlinale gelernt haben.
    1. Jaja, für eine Berlinale-Halbzeitbilanz sind wir eigentlich einen Tag zu spät. Festivaldirektor Dieter Kosslick war pünktlicher. Sein Rückblick bestand vor allem aus - nun ja: Namen. Wir zitieren:
    "George Clooney, Tilda Swinton, Josh Brolin, Channing Tatum (...) Alden Ehrenreich (...) Pernilla August, Susanne Bier, Daniel Brühl, Daniel Burman, Isabel Coixet, Doris Dörrie, Kirsten Dunst, Colin Firth, Greta Gerwig, Brendan Gleeson, Isabelle Huppert, Julia Jentsch, Denis Lavant, Jude Law, Spike Lee, Laura Linney, Julianne Moore, Cynthia Nixon, Guy Pearce, Michael Peña, Tim Robbins, Gianfranco Rosi, James Schamus, Michael Shannon, Alexander Skarsgård, André Téchiné, Emma Thompson (...) Meryl Streep (...) Lars Eidinger, Nick James, Brigitte Lacombe, Clive Owen, Alba Rohrwacher (...) Małgorzata Szumowska."
    Stars, Stars, Stars - hier im Bild: Colin Firth und Jude Law
    Stars, Stars, Stars - hier im Bild: Colin Firth und Jude Law© picture alliance / dpa / Ekaterina Chesnokova
    Kann man so machen. Ergänzen möchten wir aber unbedingt:
    2. Jella Haase. Denn Schauspielerin Jella Haase ist der Shooting-Star der Berlinale, wurde sie doch als "European Shooting Star 2016" geehrt. Wir hatten mit Haase ein tolles Gespräch:
    3. Timing ist alles! Das gilt vor allem für erschwerte Produktionsbedingungen bei der Arbeit im Berlinale-Büro am Potsdamer Platz, wo Radio gemacht wird in Zimmern, in denen sonst geduscht und geschlafen wird. Da kann es passieren, dass ein Gesprächsgast zu früh kommt, im falschen Studio landet, plötzlich die falsche Moderatorin in der Leitung hat und schließlich auch der Tontechniker gerade in der Mittagspause ist. Wir danken an dieser Stelle Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter für seine Geduld - und hoffen, dass sein finales Statement am Ende eines tollen Gespräches ("Der Mensch tut der Welt nichts Gutes"), nichts mit unserer Gastfreundschaft zu tun hatte.
    4. Übrigens, das hier sind wir:
    5. Die Tageszeitung "Die Welt" ist traditionell vorsichtig mit Kritik an israelischen Politikern. Filmredakteur Hanns-Georg Rodek konnte sich gestern diesen Blog-Eintrag zu Benjamin Netanjahus Berlin-Besuch aber nicht verkneifen:
    "Die Besucher der Berlinale-Abendvorstellung gestern im Zoo-Palast waren nach dem Film alles andere als amüsiert:Sie dürften das Kino nicht verlassen. Und warum? Die gesamte Budapester Straße war abgesperrt, inclusive der Gehwege vor dem Kino, weil auf der anderen Seite im Hotel Ritz-Carlton Staatsbesuch (Israels Premierminister) logierte. Schließlich wurden die Besucher durch einen Seiteneingang und durch das angrenzende McDonald's herausgelassen. Den ganzen Montag und Dienstag ist außerdem der größte Busbahnhof der Stadt am Zoologischen Garten völlig stillgelegt. Ich glaube, es ist Zeit, die Interessen von Staatsgästen und die der Bevölkerung neu abzuwägen. Wenn zwei Tage der Alltag der Bewohner einer Stadt so massiv beeinträchtigt wird, müssen die Staatsgäste sich ein anderes Quartier suchen - ob sie Netanjahu, Obama oder Mao Tse-Tung heißen. Genug Repräsentatives gibt es in Berlin ja."
    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    NICHT bei der Berlinale zu sehen: US-Dokumentarfilmer Michael Moore© dpa/pa / Paul Buck
    6. Nicht kommen konnte leider Dokumentarfilmer Michael Moore, der eigentlich seinen Film "Where to Invade Next" persönlich vorstellen wollte, sich aber bereits im Vorfeld via Facebook mit einer Lungenentzündung krank meldete. Gute Besserung an dieser Stelle!
    7. Außer Konkurrenz: Schon jetzt eine der unterhaltsamsten Pressekonferenzen dieser Berlinale: die mit Regisseur Spike Lee anlässlich seines Hip-Hop-Musicals "Chi-Raq".
    8. "Zu feinen Häppchen und Schnittchen bei Berlinale-Empfängen soll es im kommenden Jahr ein Alternativprogramm geben." Das schreibt die Nachrichtenagentur dpa über eine Forderung des Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Die Schauspieler,
    die kommen, sollten Schmidt zufolge auch mal ein gutes Kita- oder Schulessen
    testen. Unser Gegenvorschlag an den Minister: Alle Schüler und Kita-Kinder dürfen kostenlos am Büffet der Stars kosten. So gewinnt man Wahlen!
    9. Unsere bisherigen Highlights? Unsere Filmexpertin Susanne Burg ist vor allem von Danis Tanovićs "Death in Sarajevo" überzeugt: "Ein Film, der den 100. Jahrestag des Attentats auf Franz Ferdinand zum Anlass nimmt, um über Interpretationen von Geschichte nachzudenken, über Verdrängung und über das Konstrukt Europa – und der dabei intelligent, unterhaltsam und visuell verblüffend ist."
    10. Und zum Abschluss noch etwas Ernstes. Nicht nur US-Schauspieler George Clooney hat sich während der diesjährigen Berlinale politisch geäußert: Daniel Brühl warnte am Montag vor Faschismus in Deutschland und Europa:
    Und was war sonst noch? Die Highlights der ersten Tagen der Berlinale finden Sie hier - alles andere über die vielen guten Filme hier.
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