Berlin, Hotel Bogotá

Von Michael Reitz · 03.05.2013
Schlüterstraße 45, Berlin-Charlottenburg. Ein repräsentatives Wohnhaus, 1911 erbaut. Hier fand einer der ersten Auftritte des Jazzmusikers Benny Goodman in Europa statt; hier lag das Atelier der jüdischen Modefotografin Else Neuländer-Simon, ihr Schüler: Helmut Newton. 1942 wurde Else Neuländer-Simon von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet. Danach machten die Nazis aus dem Haus eine Abteilung der Reichskulturkammer:
Im Keller horteten sie beschlagnahmte Bilder verfemter Maler. Weil hier auch die Personalakten linientreuer Künstler gelagert waren, installierte die britische Militärverwaltung in dem Haus ihre Entnazifizierungsbehörde. Nach dem Krieg gründeten sich hier sowohl der westlich orientierte Bund der Kunstschaffenden als auch der prosowjetische Kulturbund der späteren DDR. Das Gebäude wechselte mehrere Male den Besitzer. 1964 wurde es zu einem Hotel umgebaut, das noch heute in Betrieb ist. Sein Gründer nannte es "Bogotá" – dorthin war er in den 30er-Jahren vor den Nazis geflohen.

DLF 2013