Berlin hat gewählt - jetzt hat Klaus Wowereit die Wahl

19.09.2011
Die SPD bleibt stärkste Kraft an der Spree - aber nicht alles bleibt wie gehabt. Klaus Wowereit muss sich für seine dritte Amtszeit als regierender Bürgermeister einen neuen Koalitionspartner suchen. Für Rot-Rot reicht es nicht mehr, ein Bündnis mit den Grünen oder der CDU ist möglich.
Bundespolitisch viel Aufmerksamkeit produziert hat die FDP, die deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist. Dafür kommt mit den Piraten ein Neuling ins Abgeordnetenhaus.

Die Hauptstadt sei nach links gerückt, Beitrag in Länderreport, Deutschlandradio Kultur (MP3-Audio) analysiert Günther Hellmich. Mit Ausnahme der CDU gebe es keine bürgerliche Partei mehr im Abgeordnetenhaus, daneben die klassische Linke, die ökologische Linke und neuerdings die Netz-Linke. Für eine rot-grüne Koalition unter Wowereit gebe es keine unüberwindlichen Hürden.

Beitrag Länderreport, Deutschlandradio Kultur (MP3-Audio) Andreas Baum, Spitzenkandidat der Piraten, ist 33 Jahre alt und Industrieelektroniker bei einem großen Internet-Anbieter. Er ist Gründungsmitglied der Partei und verkörpert den Charakter der Piraten: intelligent, idealistisch, manche sagen: naiv. Auf die 15 unerfahrenen Abgeordneten wartet eine Menge Arbeit in einem neuen Umfeld.

Beitrag in Länderreport, Deutschlandradio Kultur (MP3-Audio) Martin Sonneborn, Vorsitzender der PARTEI, berichtete von einem schmerzhaften "Debakel" seiner Organisation: Man habe nach Wählerstimmen sogar noch hinter der FDP gelegen. Er bot Mitgliedern der Liberalen ein "Aussteigerprogramm" zum Übertritt in seine Partei an. Die FDP-Mitglieder seien in einer verzweifelten Lage und hätten doch sicher den Wunsch, "irgendwann" mit der PARTEI an die Macht zu gelangen.

Beitrag in Länderreport, Deutschlandradio Kultur (MP3-Audio) Einschlafen oder nicht, das war die Frage auch für 1,5 Millionen Berliner, die so kurz vor dem Papstbesuch noch ihr Kreuz machen wollten. In der Lebensgemeinschaft mit der SPD hat Onkel Wowereit weiterhin das Sagen. Die FDP hamse frikassiert und wohnt jetzt im Tiefparterre, während die Wünsch-dir-was-Partei Piraten demnächst im Abgeordnetenhaus Schiffe versenken spielen will, kommentiert Claus Stefan Rehfeld.

Beitrag in Länderreport, Deutschlandradio Kultur (MP3-Audio) In einer Umfrage wünschen sich viele Bürger "spritzige" Politik und eine andere Vermittlung der Probleme. Sie hoffen dabei teilweise auf die Novizen von der Piratenpartei. Die Reaktionen der etablierten Parteien auf das Wahlergebnis gleichen allerdings eher den bekannten rechthaberischen Formulierungen des Politikbetriebs.