Berlin

Die Rote Insel

Das undatierte Bild zeigt den deutschen SPD-Politiker Julius Leber, der am 20. Oktober 1944 von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt und am 5. Januar 1945 hingerichtet wurde. Er war an den Vorbereitungen des am 20. Juli 1944 mißglückten Hitler-Attentates beteiligt. Die Großzeichnung hängt in der am 5. Dezember 1967 in Julius-Leber-Oberschule umbenannten Oberschule in Berlin-Tegel.
Das undatierte Bild zeigt den deutschen SPD-Politiker Julius Leber © picture-alliance / dpa / Barfknecht
Von Astrid Ule · 19.04.2014
Ende des 19. Jahrhunderts ein Standort von Gewerbe und überfüllten Mietskasernen, wurde er bald von der Reichswehr entdeckt und entwickelte sich zu einer Art Silicon Valley des Kaiserreichs.
Bitterste Armut existierte neben ambitionierter technischer Forschung - und der billige Arbeiterkiez wurde bald zur KPD- und SPD-Hochburg, in die sich rechte Schlägertrupps nur überfallartig hinein trauten. Diese "rote" Gesinnung der Bewohner gab dem Viertel seinen Namen, der sich bis heute hält. Auch wenn mittlerweile der Gasometer des Viertels eher bekannt ist als Studio für den Polit-Talk von Günther Jauch denn als ein Industriedenkmal der Roten Insel.
Die Geschichte des Viertels spiegelt die Geschichte der ganzen Stadt: Hier liegen die Brüder Grimm begraben, hier wurde Marlene Dietrich geboren, aber auch Alfred Lion, der später in New York das berühmte Jazzlabel Blue Note Records gründete. Hier schmiedete der Widerstandskämpfer Julius Leber seine Pläne gegen Hitler, und Willi Brandt trank hier sein Bier nach einem langen Tag im Schöneberger Rathaus. Und noch heute ist der Inselbewohner gesellschaftlich engagiert - ob in kulturellen Kiezprojekten oder diversen Bürgerinitiativen.
Verein Alter St. Mathäus Kirchhof, der auch Cafe Finovo und Rundgänge betreibt