Benedikt von Peter neuer Intendant in Basel

"Dorthin gehen, wo das Publikum ist"

Benedikt von Peter
Benedikt von Peter © dpa / picture alliance / Claudia Esch-Kenkel
Benedikt von Peter im Gespräch mit Vladimir Balzer · 21.08.2018
Benedikt von Peter wird ab Herbst 2020 das Theater Basel leiten. Der Kölner gilt als Theatererneuerer mit viel Gespür für Menschen. Ihn reizt das spartenübergreifende Arbeiten mit Musik, Schauspiel und Tanz, um neue Zielgruppen in sein Haus zu locken.
Viel Lob eilt ihm voraus: Der Theatermann Benedikt von Peter zieht ab 2020/2021 als Intendant an das renommierte Theater Basel. Noch ist er in gleicher Funktion am Theater in Luzern – und dort wird man ihm sicherlich die eine oder andere Tränen nachweinen, denn, so heißt es aus Basel:
Benedikt von Peter gelte als Theatererneuerer und bringe somit ideale Voraussetzungen mit, um das Drei-Sparten-Haus erfolgreich und kreativ zu leiten. Als eine weitere gute Voraussetzung für eine entspannte und fruchtbare Zusammenarbeit nennt das Theater Basel die große Sozialkompetenz des gebürtigen Kölners.

Theatermann mit Sozialkompetenz

Der lacht, wenn man ihn darauf anspricht: Tatsächlich sieht sich von Peter, Jahrgang 1977, als Vertreter einer neuen, sozialbewussten Generation, die nichts mehr mit dem Machotum und mitunter rauem Umgangston unter der "Herrschaft" von so manchem alten Theater-Granden gemein hat.
"Es geht um eine andere Art des angstfreien Arbeitens, die, so glaube ich, für das künstlerische Produkt besser ist", sagt von Peter. Es gebe schon genug Angst und Druck – die Angst, in kreativer Hinsicht zu versagen oder den finanziellen Druck –, beides solle in der täglichen Arbeit nicht noch verschärft werden.
"Man kommt einfach zu besseren Lösungen an einem Tisch mit anderen Leuten. Deshalb arbeite ich übrigens auch so gerne in der Schweiz." Denn das angst- und druckfreie Miteinander und das Bestreben, gemeinsam zu vernünftigen Lösungen zu kommen, sei in der Schweiz sehr ausgeprägt.

"Erweiterter Kunstbegriff"

Benedikt von Peter sagte weiter, er freue sich sehr auf die Arbeit in Basel – und finde es reizvoll, spartenübergreifen mit Schauspiel, Musik und Tanz zu arbeiten. Ein "Entweder – Oder" möchte er vermeiden. Auf jeden Fall wolle er an einem "erweiterten Kunstbegriff" arbeiten und sich dabei mit Darstellungsformen aus verschiedenen Medien auch den Bedürfnissen des nachwachsenden Publikums annähern.
Denn: Der klassische Stücke-Kanon am Theater wie auch an der Oper schrumpfe. "Die Leute kennen ihre Literatur nicht mehr, wie man so schön sagt. Aber die Leute kennen dafür anderes." Es gehe also darum, das Publikum dort abzuholen.

"Nach allen Seiten offen"

"Ein Drei-Sparten aus eignet sich gut, das zu untersuchen, und tatsächlich über diesen Weg – über den Common Sense eines Stadttheaters – nachzudenken: Wie kriege ich Menschen, die so heterogen geworden sind in der Kunstanschauung, wieder an einen Platz zusammen. Und dafür muss man auch Dinge machen, die nach allen Seiten offen sind, sodass sie anschlussfähig werden."
Dazu gehört für den neuen Intendanten, die Leute nicht nur in sein Theater zu holen, sondern auch mit Inszenierungen dorthin zu gehen, wo sein Publikum ist.
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