Bellinis Oper "I Puritani"

Puritanischer Belcanto

Eine Szene Bellinis "Die Puritaner" mit Diana Haller als Enrichetta und Edgardo Rocha als Lord Arturo an der Staatsoper Stuttgart
Eine Szene Bellinis "Die Puritaner" mit Diana Haller als Enrichetta und Edgardo Rocha als Lord Arturo an der Staatsoper Stuttgart © A.T. Schaefer/Staatsoper Stuttgart
11.02.2017
Vincenzo Bellinis Oper "I Puritani" gab es an der Staatsoper Stuttgart erstmals so, wie sie der sizilianische Meister haben wollte: Packend, ekstatisch, immer am Rande des Wahnsinns - und ungekürzt.
Mit der Oper "Die Puritaner" setzte die Staaatsoper Stuttgart ihren Zyklus mit Werken Vincenzo Bellinis fort. Zum ersten Mal seit ihrer Entstehungszeit erklang das Werk über das England der Glaubenskriegszeiten im 17. Jahrhundert in einer kompletten Fassung. Alles, was Bellini geschrieben hat, war in Stuttgart nun auch zu hören. "Il Puritani" sind das letzte dramatische Werk des Sizilianers Bellini - im Januar 1835 wurde die "Opera seria" in Paris erstmals aufgeführt, im Todesjahr des Komponisten. Für die hohen Ansprüche des Pariser Publikums, das voll und ganz auf die "Grand Opéra" eines Giacomo Meyerbeer fixiert war, schuf Bellini ein komplexes Theaterstück mit Gesängen, die mit folkloristisch-simplem Belcanto nichts mehr zu tun hatten.
Die Handlung: Die Botschaft der puritanischen Pilgerväter, die noch eine Generation zuvor zum Exodus nach Amerika gezwungen waren, hat das eigene Land erfasst. Zu erleben ist eine Gesellschaft im spirituellen Aufbruch. Ihre Soldaten sind keine Söldner mehr, sondern Gläubige, die für ihre Familien, ihre Werte und ihre Freiheit streiten.
Mit Hinrichtung des mit den Katholiken paktierenden Königs Karl I. im Jahr 1649 macht Oliver Cromwell den Weg frei für eine protestantisch dominierte Republik. Doch noch zerfleischt sich das Land im Bruderkrieg. Mit der Feier des Sonnenaufgangs beginnt der Tag auf der von Katholiken belagerten Puritaner-Feste Plymouth, eine Hochzeit soll ihn krönen. Elvira, Tochter des puritanischen Generalgouverneurs, erfährt, dass der für sie ausgesuchte Bräutigam kein anderer als ihr geliebter Ritter Arturo ist. Doch Arturo ist Royalist und missbraucht die Gunst der Stunde, um mit Enrichetta, der Witwe des enthaupteten Stuart-Königs, aus der Burg zu fliehen und sie vor dem Schafott zu retten. Mit der in ihren Brautschleier gehüllten flüchtenden Königin entflieht Elvira ihr eigenes Selbst: Sie wird wahnsinnig.
Seit ihrer umjubelten Uraufführung 1835 in Paris ist Vincenzo Bellinis letzte Oper Botschafterin der melodisch-harmonischen Entgrenzung eines ekstatischen Belcanto. Unter den rauschhaften Kantilenen aus dieser Oper drang noch Fitzcarraldos Dampfer in den peruanischen Dschungel, um am Amazonas ein Utopia des Gesangs zu errichten. (Inhaltsangabe im Wortlaut des Pressetextes der Staatsoper Stuttgart)
Staatsoper Stuttgart
Aufzeichnung vom 8. Juli 2016
Vincenzo Bellini
"I Puritani" (Die Puritaner)
Opera seria in drei Akten
Libretto: Carlo Pepoli

Roland Bracht, Bass - Lord Valton
Adam Palka, Bass - Sir Giorgio
Edgardo Rocha, Tenor - Lord Arturo
Gezim Myshketa, Bariton - Sir Riccardo
Heinz Göhrig, Tenor - Sir Bruno
Diana Haller, Mezzosopran - Enrichetta von Frankreich
Ana Durlovski, Sopran - Elvira
Staatsopernchor Stuttgart
Staatsorchester Stuttgart
Leitung: Giuliano Carella