Revolutionsoper im Ländle

War die Oper, die den Aufstand der Sizilianer gegen die französischen Besatzer im 13. Jahrhundert thematisiert, bei der Uraufführung 1843 in Stuttgart ein voller Erfolg, verlor sich nicht nur ihre Spur im Laufe der Jahrzehnte, auch Lindpaintner selbst ist heute nur noch wenigen ein Begriff.

Dabei war der gebürtige Koblenzer im 19. Jahrhundert eine wichtige musikalische Persönlichkeit. Fast vier Jahrzehnte bekleidete er das Amt des Hofkapellmeisters in Stuttgart und verhalf dem dortigen Opernorchester zu neuem Glanz. Und auch als Komponist konnte Lindpaintner große Erfolge für sich verbuchen. Neben 20 weiteren Opern schrieb er sich quer durch alle Genres: Sinfonien, Konzerte, Ballette, Oratorien und Kammermusik.

„Die sizilianische Vesper" zählt zu den „Großen heroische Opern". Diese Gattung kam in den 1830er Jahren aus Frankreich nach Deutschland und wurde hier mit Begeisterung von den führenden Opernkomponisten aufgenommen, man denke nur an Wagners „Rienzi". Natürlich würzt der Librettist Heribert Rau den historischen Revolutionsstoff mit einer dramatischen Liebesgeschichte zwischen dem sizilianischen Grafen Fondi und Eleonore, die eigentlich das Oberhaupt der Besatzer, König d'Anjou, für sich beansprucht. Und so entspinnt sich vor dem Hintergrund des großen Aufstandes gegen die Franzosen eine turbulente Story, die freilich nicht ohne den einen oder anderen Toten auskommt.

Genau wie Rossini zog sich auch Lindpaintner mehrere Wochen lang in den Kurort Wildbad im Schwarzwald zurück, um sich von einem Rheumaleiden zu erholen. Hier ist auch der Klavierauszug der „Sizilianischen Vesper" entstanden. Für die Wildbader Aufführung hat man sich allerdings für eine moderne konzertante Fassung entschieden, nicht, wie im Original auf Deutsch, sondern, dank der Übersetzung von Wilhelm Häser auf Italienisch. Diese Variante kommt nicht nur Lindpaintners Verehrung für die Italienische Oper entgegen, es glättet auch so manche Holprigkeit, die die deutsche Sprache im eleganten Belcanto verursachen würde.

Nun präsentieren wir den heute gänzlich unbekannten Peter Joseph von Lindpaintner, mit einem vom Vormärz befeuerten Revolutionsstoff, lange vor Giuseppe Verdis gleichnamiger Oper komponiert. Ein Ereignis, dirigiert von Federico Longo.

Trinkhalle Wildbad

Aufzeichnung vom 25. Juli 2015

Peter Joseph von Lindpaintner

"Il vespro siciliano" (Die sizilianische Vesper)

Melodramma eroico in vier Akten

Carlo d'Anjou, König von Neapel und Sizilien - Matija Meić

Alphonse Drouet, Marquis de Laque - César Arrieta

Il Conte di Fondi - Danilo Formaggia

Eleonora, seine Gemahling - Silvia Dalla Benetta

Aurelia, Kammerdienerin Eleonoras - Sara Blanch

Albino, Page Fondis - Ana Victoria Pitts

Giovanni da Procida, ein sizilianischer Adliger - Dario Russo

Der Kerkermeister - Damian Whiteley

Celinda, Kammerdienerin Eleonoras - Sara Bañeras

Guilllaume Etendart, Gouverneur von Sizilien - Gheorghe Vlad

Il Conte di Marche, französischer Adliger - Damian Whiteley

De Bellcour, französischer Adliger - Daniele Caputo

Visconte Vernazzo, sizilianischer Adliger - Carlos Natale

Il Conte di Sanseverino, sizilianischer Adliger - Gheorghe Vlad

Albergio da Barbiano, sizilianischer Adliger - Marco Simonelli

Francesco Ruffo, sizilianischer Adliger - Damian Whiteley

Il Carceriere, Kerkermeister - Damian Whiteley

Sizilianische und französische Edelmänner, Gefolge des Königs, Soldaten, Mönche, Volk, Diener, Pagen – Camerata Bach Chor Poznan

Virtuosi Brunensis

Leitung: Federico Longo