Bekannt vor allem in Nebenrollen

Von Dirk Schneider · 20.08.2009
Ich bin der typische Nebenrollentyp, sagt Volker "Zack" Michalowski von sich. In einer solchen ist er derzeit in Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" zu sehen. Seinen Spitznamen Zack bekam er einst von einem Lehrer.
"Mein damaliger Russisch- und Musiklehrer nannte mich so. Und zwar gab's in 'Hoffmanns Erzählungen' einen Kleinzack. Und nach dem hat er mich benannt. Da dachte ich, das ist cool, das behalte ich."

Das Lied von Kleinzack aus "Hoffmanns Erzählungen" geht auf E.T.A. Hoffmanns Märchen "Klein Zaches, genannt Zinnober" zurück. Es erzählt vom Zwerg Zinnober, der dank eines Feenzaubers bis zum Außenminister aufsteigt. Volker Michalowski, der als Schüler den Spitznamen Zack bekommen hat, hat es mit seinen 1,56 Meter nicht zum Minister, aber zum erfolgreichen Schauspieler und Comedian gebracht:

"Bin sicher nicht der typische Hauptrollentyp. Bin der typische Nebenrollentyp."

Aber dass seine kleine Statur das größte Pfund ist, mit dem der 38-jährige Schauspieler wuchert, wäre zu kurz gegriffen. Volker Michalowski ist ein Typ, ein Charakterkopf: Mit der großen Nase und den leicht abstehenden Ohren sieht er trotzdem gut aus. Seine wachen Augen und der Mund, der immer zu einem Lächeln bereit scheint, geben ihm etwas äußerst Lebendiges. Dass er klein ist, war nicht immer leicht für ihn:

"Das war sicher ein bissl schwer, mit 13, 14, weil die Mädels halt nicht wollten, da war ich schlicht und einfach zu klein. Das fing halt mit 16 an, da ham wir ne Band gemacht, und ich war halt der da vorne, irgendwie, und seitdem ist das auch cool."

Volker Michalowski ist als Schauspieler und Comedian seit fünf Jahren gut im Geschäft. Meistens spielt er Nebenrollen, zum Beispiel in Tatort-Produktionen oder in Dominik Grafs Film "Der rote Kakadu". Auf Sat.1 hat er eine eigene Comedyserie, "Zack – Comedy nach Maß". Sein Erfolg begann vor etwa fünf Jahren. Internationale Aufmerksamkeit bekam er vor zwei Jahren, als der Film "Das Leben der Anderen", in dem er einen Schreibmaschinenexperten spielt, einen Oscar gewonnen hat:

"So ein Glück musst du erstmal haben. Das ist ein Miniauftritt, aber der ist im Film eben so gesetzt, dass ihn alle mitkriegen, und das ist das erste Mal, wo die Leute etwas befreiter lachen können."

Auch Quentin Tarantino hat "Das Leben der Anderen" gesehen und Zack für eine kleine Rolle als Wehrmachtssoldat in seinem Film "Inglourious Basterds" engagiert.

Volker Michalowski ist 1971 in Dresden geboren und dort auch aufgewachsen, was man immer noch ein bisschen hört. Den Spaß an der Schauspielerei hat er von seiner Mutter. Sie durfte als Österreicherin in der DDR nicht ihr Wunschfach Regie studieren. Sie wurde medizinisch-technische Assistentin, ihre Theaterleidenschaft lebte sie mit der Familie aus:

"Wir hatten bei dem Haus von meinen Eltern zwei Wohnzimmer, und das eine haben wir zur Bühne gebaut. Mein Vater hat die Kulisse gebaut, meine Mutter war Regisseurin, ich war Hauptdarsteller, (...) und in dem anderen saßen dann 30 bis 50 Zuschauer. Also, das war schon ne richtig große Aktion."

Auch der Vater, von Beruf Betoningenieur und eher der Strenge in der Familie, war beim Familientheater mit Begeisterung dabei. Von der DDR-Führung hielten Zacks Eltern nichts. Als Zack sich weigerte, der FDJ beizutreten, hatte er ihre Unterstützung. Damit konnte er in der DDR aber auch kein Abitur machen. Eine Lehre als Instandhaltungsmechaniker hat er 1987 kurz vor Schluss abgebrochen – was konsequent war, schließlich war er Sänger in einer Punkband namens "Fehlschicht".

Dass er für den Song "Generalstreik" nicht verhaftet wurde, wundert Zack noch heute:

"Die sichtbare Regierung haben wir immer als lächerlich empfunden. (...) Aber wir hatten auch keine richtige Angst mehr vor Stasi. (...) gerade dieses 'Generalstreik'-Ding, wir wären nicht die Ersten gewesen, die von der Bühne verhaftet worden wären."

Es war die Wendezeit, aber das heißt nicht, dass Zack nicht auch Ärger bekommen hat. Mehrmals wurde er verhaftet, das letzte Mal kam er für mehrere Tage ins berüchtigte Bautzener Gefängnis, im Volksmund "Gelbes Elend" genannt. Anfang der 90er-Jahre verließ Zack Dresden in Richtung Hamburg – er hatte sich in die Stadt verliebt.

Er absolvierte seinen Zivildienst und schrieb sich an der Kunsthochschule ein, dafür brauchte man kein Abitur. 2001 hat er seine Freundin geheiratet, mit der er schon sieben Jahre zusammen war – und ihren Namen angenommen. Früher hieß Volker Michalowski Volker Jablinski.

"Doppelnamen find ich doof, genauso wie Fahrradhelme."

2003 hat Zack einen Schauspielkurs an der Filmhochschule Ludwigsburg belegt, wo er als Comedian entdeckt wurde.

Manchmal staunt Volker Michalowski immer noch darüber, dass sein Traum, von der Schauspielerei leben zu können, wahr geworden ist. Das Märchen von Kleinzack, der mit einem Feenzauber Karriere gemacht hat, kennt Zack nur vom Hörensagen. Eines Tages will er es aber noch lesen:

"Wenn ich alt bin. Alt, im Ledersessel sitze, Rotwein trinke und denke: Nun ja, ein paar Jahre noch ... Dann nehme ich das Buch zur Hand und lese es."