Beim Häuten der Zwiebel

Vorgestellt von Sigried Wesener · 05.09.2006
Günter Grass hat mit seinem Erinnerungsbuch "Beim Häuten der Zwiebel" eine höchst kontroverse Debatte über Schuld, Verschweigen und Verschleiern ausgelöst. Der in Danzig geborene Schriftsteller blickt zurück auf seine ersten drei Lebensjahrzehnte, auf begeisterte Mal- und Schreibversuche, den sensationellen Erfolg mit dem Roman "Die Blechtrommel" aber auch auf Zeiten in Uniform und Krieg und schreibt zum ersten Mal über seine Mitgliedschaft als 17Jähriger bei der Waffen-SS.
Der bildhafte Titel deutet bereits an, dass der Autor sich Schicht um Schicht zu sich selbst aufmacht, auch schmerzhafte, schamvolle Momente nicht ausspart. Grass ruft sich Szenen, Empfindungen, Zäsuren in Erinnerung, die sich eingekerbt haben und Erfahrungen einer ganzen Generation beschreiben. In Episoden, zitierfähigen Sprüchen und allerlei Merk-würdigem liefert er Porträts von Verwandten, Freunden, Lehrern.

Fast erstaunt schaut er auf die "doppelte Rune am Uniformkragen". Noch einmal erlebt er das "Hungerlager" in der Oberpfalz, in das Grass nach einer Kriegsverwundung geraten ist. Ein ehemaliger Chefkoch in Hotels zwischen Bukarest und Wien findet sich als "Kanonier der Gulaschkanone" in einem Kochkurs mit Kreide und Tafel wieder. Seine genüsslichen Beschreibungen beleben den Heißhunger auf die Zubereitungen deftiger Kost wie Schweinekopfsülze und "grützige Darmfüllungen" mit Stampfkartoffeln und Sauerkraut. Und Günter Grass gesteht, dass er bis heute leidenschaftlich mit Töpfen und Füllungen hantiert.