Bei sich sein

Zuhause, süßes Zuhause

Eine Frau saugt mit einem Staubsauger den Fußboden eines Wohnzimmers.
Eine Frau saugt ihr Wohnzimmer. © picture alliance / dpa / Tobias Hase
Von Uwe Golz · 03.10.2014
Wo ist Zuhause? Eine Frage, die wohl jeder mit sich selbst ausmachen muss. Für den Dichter Christian Morgenstern war es nicht der Platz, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird und der Romantiker Jean Paul schrieb: "Zu Hause sein. Wie sich der ganze Wirrwarr der Gefühle verlieret und ordnet, wenn man aus dem fremden heimkehrt in seine eigenen vier Wände! Nur zu Hause ist der Mensch ganz." Wohl jeder hat da so seine ganz eigenen Gedanken.
Der indische Sufi-Meister Hazrat Inayat Khan schrieb "Ein Haus wird gebaut, ein Zuhause geformt" - allem aber liegt wohl der Gedanke zugrunde, den der deutsche Schlager und hier vor allem in Person von Freddy Quinn mit den Worten ausdrückte: "Dort wo die Blumen blüh‘n, dort wo die Täler grün’, dort war ich einmal zuhause".
Als Freddy 1956 "Heimweh" sang, übrigens seine erste Single überhaupt, verkaufte sie sich rund 8.000.000-mal. In Bundesdeutschland waren die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gerade überwunden und man hatte kräftig in die Hände gespuckt und machte sich bereit für das Wirtschaftswunder. Und mit dem Geld kam der Traum von fernen Ländern, aber damit kam auch das Heimweh, der Wunsch das Unbekannte mit den trauten Wänden zu tauschen, mit dem Nierentisch und den Clubsesseln - my home is my castle - auch in Deutschland.
Allerdings sind das nur wirtschaftliche Aspekte von Zuhause. Wie aber ist es um das Innenleben bestellt? Zuhause ist, wo mein Kopf sich bettet, singt Marvin Gaye, aber innen drinnen kann man ja von ganz woanders träumen. Es ist das Herz, das das Zuhause bestimmt, das hat schon Mahatma Ghandi erkannt und davon können wir uns nicht lösen. Unzählige Lieder besingen das Zuhause, mal schmalzig, dann ironisch oder auch einfach grundehrlich. Und sie besingen die Heimatlosen, wie Reinhard Mey auf seinem Album "Einhandsegler":
Ein blödes Gefühl,
Du findest kein Asyl,
Du bist nackt und bloß,
Heimatlos.

Auflösung des Musikerrätsels:
Wir suchten Bully Buhlan, als Hans-Joachim Buhlan 1924 in Berlin-Lichterfelde geboren und 1982 in Berlin-Zehlendorf gestorben, sein Grab findet sich auf dem Waldfriedhof in Dahlem. Dieser Bully Buhlan, der brauchte keinen Koffer in Berlin, auch wenn er mit diesem Schlager 1951 Erfolg hatte. Er war seiner Stadt treu - durch dick und dünn. Der einstige Student der Jurisprudenz war mehr als ein Schlagersänger: Buhlan liebte den Jazz, spielte Klavier, komponierte und spielte in rund 15 Filmen immer den lächelnden Sunnyboy. Zu seinen großen Erfolgen gehören die Lieder: "Kötzschenbroda-Express", "Lieber Leierkastenmann", "Ham Se nich 'ne Braut für mich", "Also wissen se, nee".

Auflösung des Dichter- und Stadt-Rätsels:
Heinrich Heine war der gesuchte und Hamburg die Stadt, der er in seinem Versepos "Deutschland - ein Wintermärchen" ein ironisches Denkmal setzte. Im Winter 1834 hatte sich der in Düsseldorf geborene Heine aus seiner Pariser "Matratzengruft" aufgemacht, um nach Hamburg zu reisen und seinen Verleger Julius Campe zu besuchen. Bereits 1835 waren Heines Schriften in Deutschland verboten worden, was ihn aber nicht abhielt weiter zu schreiben und sich in Wehmut nach seiner Heimat zu sehnen. Auf der Rückreise nach Paris entstand einer erster Entwurf zu diesem Wintermärchen, das dann, in fertiger Form, 1844 im Verlag Hoffmann und Campe erschien. Am 4. Oktober 1844, vor 170 Jahren, wurde "Deutschland - ein Wintermärchen" in Preußen verboten und beschlagnahmt. Am 12. Dezember des Jahres erließ der preußische König Friedrich Wilhelm IV. einen Haftbefehl gegen Heine.

Das Dichter- und Stadt-Rätsel zum Nachhören.

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