Begegnungen mit Stanisław Skrowaczewski (2/5)

Stanisław Skrowaczewski
Stanisław Skrowaczewski © Intermusica
12.02.2014
Er dürfte einer der ältesten, wenn nicht der älteste aktive Dirigent im internationalen Konzertleben sein - Stanisław Skrowaczewski. Der polnisch-amerikanische Maestro wurde im letzten Oktober 90 Jahre alt. Unermüdlich reist er um die Welt, um als gern gesehener Gast Konzerte bei renommierten Orchestern von Japan bis Polen zu leiten. Wo er auch ans Pult tritt, erhalten die musikalischen Abende eine besondere Aura – die Aura eines klassischen Ernstes wie auch origineller Frische und Kraft, die sich aus Skrowaczewskis ereignisreichem Leben speisen.
Von Lwów (Lemberg) führte ihn sein Weg über Breslau, Krakau, Kattowitz, Warschau und Paris bis nach Minneapolis. Bis heute ist der Maestro auch in Deutschland regelmäßig zu Gast. Hohes Aufsehen erregte zum Beispiel sein kompletter Zyklus aller elf (!) Bruckner-Sinfonien mit der Deutschen Radiophilharmonie in Saarbrücken.
Mit vielen großen Musikern wie David Oistrach, Henryk Szering und Artur Rubinstein hat er zusammengearbeitet. Bei Nadja Boulanger nahm er als Komponist Unterricht in Paris. George Szell und Leopold Stokowski holten ihn nach Amerika. Eine enge Beziehung pflegte er zu Kollegen wie z.B. Witold Lutosławski, Gunther Schuller oder Krzysztof Penderecki.
Und er komponiert bis jetzt – erhaben und elegant wirkende Musik, in die seine Lebenserfahrungen einfließen, ein Leben zwischen äußerer Gewalt, Glück und Unglücksfällen und innerer Stärke, die nicht zuletzt von einer unerschöpflichen Liebe zur Musik geprägt wird.
Volker Michael hat im vergangenen November und Dezember mit Stanisław Skrowaczewski in Saarbrücken und Berlin Studiogespräche geführt, um ein reiches Leben Revue passieren zu lassen.
In der zweiten Folge geht es um die erfolgreichen Jahre in den USA, vor allem in Minneapolis, wo er das Orchester der Stadt zu einem Klangkörper entwickelt hat, der mit den „Big Five“ Nordamerikas spielend mithalten konnte. Den Kontakt zum „alten Kontinent“ hat er nie aufgegeben. In der Wiener Staatsoper sprang er für Karajan ein, wurde umjubelt, wollte sich aber nicht mit den lausigen Probenbedingungen abfinden.
Sowohl in den USA wie auch in Westeuropa bekam er schnell den Ruf, ein Spezialist für Neue Musik zu sein. In Minneapolis dirigierte er Musik von Stockhausen, in Hamburg Charles Ives und in München die erste radikal aleatorische Komposition von Witold Lutosławski. In späteren Jahren wuchs sein Ruhm, vor allem ein kongenialer Bruckner-Dirigent zu sein. Der Zyklus aller Sinfonien des Spätromantikers mit dem RSO Saarbrücken fand international große Beachtung und machte Skrowaczewski in Japan schließlich zu einem heißbegehrten Dirigenten mit Kultstatus.

Begegnungen mit musikalischen Zeitzeugen -
der Dirigent Stanisław Skrowaczewski (2/5)
Minneapolis, Tokyo, Saarbrücken - Gesuchter Gast auch im Rest der Welt

Ausschnitte aus folgenden Werken:

Franz Schubert
Sinfonie Nr. 5
Minneapolis Symphony Orchestra
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Ludwig van Beethoven
Fidelio-Ouvertüre
Orchester der Warschauer Philharmonie
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Charles Ives
Decoration Day
NDR-Sinfonieorchester
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Antonín Dvořak
Sinfonie Nr. 9 "Aus der Neuen Welt"
RSO Stuttgart
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Béla Bartók
Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta
Minnesota Orchestra
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Anton Bruckner
Sinfonie f-Moll WAB 99
RSO Saarbrücken
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 7 E-Dur
Yomiuri Nippon Sinfonieorchester Tokyo
Leitung: Stanisław Skrowaczewski

(Teil 3 am 19.02.2014)